: Kein Frieden für Angola
■ UNO verlängert Blauhelmmandat. Regierung fordert UN-Abzug im Dezember
New York/Berlin (AP/taz) – Die Aussichten auf Frieden in Angola verdüstern sich immer weiter. Während die UNO in New York das Mandat ihrer 1.077 Mann starken Blauhelmtruppe in Angola am Donnerstag noch einmal um sechs Wochen verlängerte, verkündete die angolanische Regierung gleichzeitig den Stopp aller UN-Flüge in Gebiete, die von der Rebellenbewegung Unita kontrolliert werden – das ist über die Hälfte des Landes –, und erklärte, sie wünsche einen Abzug der Blauhelme nach Ablauf des verlängerten Mandats am 3. Dezember.
In Angola herrscht seit Jahrzehnten Bürgerkrieg. Ein 1994 geschlossenes Friedensabkommen steht seit mehreren Monaten kurz vor dem Zusammenbruch. Da die Unita-Rebellenbewegung ihre Kämpfer nicht wie vorgesehen demobilisiert hat und statt dessen mehrere bereits geräumte Regionen in jüngster Zeit wieder besetzt hat, nahm die Regierung der Unita im Sommer ihre erst im April gewährten Ministerposten weg. Zugleich befördert die Regierung seit einigen Wochen eine Spaltung in der Unita zwischen der Führung um Savimbi und kompromißbereiten Dissidenten. Die Regierung verlangt von der UNO, nur noch die Dissidenten als „wahre Unita“ anzuerkennen, was die UNO aber unter Verweis auf die realen Machtverhältnisse ablehnt.
Es besteht kaum eine Chance, daß es der UNO gelingt, bis zum 3. Dezember Frieden in Angola zu stiften. Seit einigen Tagen werden schwere Kämpfe zwischen Regierungsarmee und Unita aus der Provinz Uije im Norden des Landes an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo gemeldet. Angolas Regierungsarmee kontrolliert seit ihrer Militärintervention im Kongo im August auch den jenseits der gemeinsamen Grenze liegenden Westen der Demokratischen Republik Kongo, der der Unita bisher als Hinterland gedient hatte.
Die Regierungen Angolas und Kongos befürchten, daß die Unita nun versucht, mit der kongolesischen Rebellenbewegung RCD gemeinsame Sache zu machen, die vor wenigen Tagen militärische Erfolge im Osten des Kongo meldete. Einer Vermutung zufolge planen Unita und RCD, gemeinsam die diamantenreiche kongolesische Provinz Kasai zu besetzen. Solche Spekulationen dienen unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt dazu, weitere Militäraktionen seitens der beiden Regierungen zu begründen und UN-Vermittlungsversuche zu ignorieren. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen