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Serben starten Vergeltungsoffensive im Kosovo

■ Nach dem Tod dreier Polizisten greifen Truppen Dörfer an. UNHCR stoppt Hilfskonvois

Lapusnik/Priština (AFP/dpa) – Ungeachtet des Nato-Einsatzbefehls für Luftangriffe gegen Jugoslawien hat die jugoslawische Armee eine Vergeltungsoffensive im Kosovo gestartet. Nach Angaben eines westlichen Journalisten wurde am Sonntagabend das Dorf Negrovce nahe der Provinzhauptstadt Priština von Panzern eingekreist. Ein europäisches Fernsehteam, das von der Polizei auf Distanz gehalten wurde, hörte Explosionen und sah Lichtblitze. Das Dorf galt lange Zeit als Hochburg der nach Unabhängigkeit strebenden Untergrundkämpfer. Ein anderer Journalist beobachtete, wie eine Kolonne mit 25 jugoslawischen Kampfpanzern und mehreren Dutzend Militärfahrzeugen in die Ortschaft Orlate fuhr.

Der Vorstoß folgte nur einen Tag, nachdem Kämpfer der Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) in der Region drei Polizisten getötet hatten. Nach serbischer Darstellung nutzte die UCK den Abzug der Armee-Einheiten und der Sonderpolizei des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević, um ihre Aktivitäten zu verstärken. Die UCK warf Belgrad ihrerseits gestern vor, neue Truppen aufgestellt zu haben.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR stoppte im Kosovo zwei Hilfskonvois wegen heftiger Kämpfe . Das bestätigte eine UNHCR-Sprecherin gestern. Die Konvois waren für Ziele im Umkreis von Pec und Klina (westliches Kosovo) bestimmt.

Unterdessen haben serbische Journalistenverbände gestern Schutz für alle im Kosovo tätigen Journalisten verlangt. Anlaß ist das Verschwinden von zwei Reportern der amtlichen jugoslawischen Nachrichtenagentur Tanjug am Sonntag. Im Protest der Unabhängigen Journalistenunion (NUNS) hieß es, die Vorgänge im Kosovo ließen sich nicht verbergen, indem Journalisten verschleppt würden.

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