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KommentarPfeifen im Walde

■ Auch Beschwörungen retten den Transrapid nicht

Das Pfeifen im Wald wird lauter. Die Entscheidung der künftigen rot-grünen Bundesregierung, die Kosten für den Transrapid zwischen Berlin und Hamburg zu deckeln, ist das faktische Aus für das Projekt. Denn wenn der Bund nicht mehr als die bisher vereinbarten 6,1 Milliarden für den Fahrweg lockermacht, fehlen in der Rechnung mehrere Milliarden. Um das zu bemänteln, üben sich die Freunde des superteuren Superzuges in einer Disziplin, die sie in den vergangenen Jahren perfektioniert haben: Sie werfen Nebelkerzen.

Nichts anderes nämlich sind die aktuellen Bekenntnisse zum Transrapid. Der designierte Verkehrsminister Franz Müntefering erklärt, er wolle den Transrapid, aber nur zu einem Preis, der inzwischen unrealistisch ist. Die Industrie bietet großherzig an, für die Kosten aufzukommen – aber nur für ihre eigenen beim Betriebssystem, nicht für die umstrittenen für den Fahrweg. Der Senat von Berlin läßt verlauten, er „halte am Transrapid fest“ – als ob Diepgen und Co bei diesem Projekt irgendetwas anderes zu halten hätten als den Mund. Nicht umsonst steht im Berliner Koalitionsvertrag, daß der Transrapid für die Hauptstadt nichts kosten darf. Genauso kostenlos und daher wertlos sind auch die Beteuerungen, die jetzt für den Transrapid abgegeben werden.

Denn das Projekt ist um so näher am Abgrund, je mehr Alternativen erwogen werden. Schon die Diskussion über eine Alternativstrecke am Frankfurter Flughafen hat gezeigt, daß Hamburg–Berlinnicht mehr die erste und einzige Wahl ist. Nun werden die Uralt- Pläne aus der Schublade geholt, nach denen der Transrapid zum Flughafen Schönefeld rauschen könnte. Wozu man eine 400 km/h schnelle S-Bahn zum Airport braucht, wird allerdings nicht erklärt. Und die Planung, die Magnetbahn über Dresden weiter nach Prag zu führen, sind ebenso wolkenkuckucksheimig wie Hamburg–Berlin. Warum soll die Strecke nach Südosten auch billiger und leichter werden als die nach Nordwesten?

Der Transrapid ist ohne immer mehr Steuergelder am Ende. Denn selbst die technikverliebteste Firma wird sich nicht auf ein finanzielles Abenteuer dieser Größenordung einlassen. Am Anfang des Transrapids stand ein eigenes Gesetz, das formell einen Bedarf für den Zug festschrieb, den es in Wirklichkeit nicht gab. Am Ende des Projekts steht nun eine Entscheidung, die das Projekt ganz informell beerdigt. Bernhard Pötter

Bericht Seite 20

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