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Wahrheitskommission kritisiert ANC

Südafrikas Wahrheitskommission wirft dem seit 1994 regierenden Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) unter Präsident Nelson Mandela schwere Menschenrechtsverletzungen in der Apartheidzeit vor. Das berichtete der staatliche Rundfunk gestern unter Berufung auf einen Brief der Kommission an den ANC. Darin werde der ANC über die Erkenntnisse der Kommission informiert, die sie an diesem Donnerstag in ihrem 3.500-Seiten-Abschlußbericht veröffentlichen will. Demnach macht die Wahrheitskommission die ehemalige Befreiungsbewegung ANC für den Tod von Zivilisten bei Attentaten und für Folter in Exillagern verantwortlich.

Zuvor war bekanntgeworden, daß der frühere Präsident Frederik Willem de Klerk eine gerichtliche Verfügung gegen die Veröffentlichung des Abschlußberichts erwirken wolle. Nach Presseangaben wird ihm darin vorgeworfen, von Anschlägen der Polizei auf die Zentralbüros des Südafrikanischen Kirchenrats und des Gewerkschaftsbundes Cosatu gewußt und keine Schritte zur Aufklärung eingeleitet zu haben. Das hatte de Klerk bislang immer bestritten.

Die von Erzbischof Desmond Tutu geleitete Wahrheitskommission untersuchte über zwei Jahre lang Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Apartheidzeit. 20.000 Opfer und Täter wurden angehört. Ihre Aussagen sowie die von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgebern werden sich in dem fünfbändigen Bericht finden, darüber hinaus Erkenntnisse über den Repressionsapparat des Apartheidstaates.

Fast unbemerkt beschritt die Kommission auf einem weiteren Gebiet Neuland: der Mehrsprachigkeit, die in Südafrikas Verfassung verankert ist. 35 Dolmetscher sorgten in allen Anhörungen dafür, daß Opfer und Täter in ihrer jeweiligen Muttersprache aussagen konnten. epd/Kordula Doerfler

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