: Flimmerndes Klischeetrauma
■ Sat.1 startet eine Medizinerserie: "Fieber - Heiße Zeit für junge Ärzte" (22.15 Uhr)
Immer nur die Brinkmanns und Stefanie, die Freunde fürs Leben und Marlene – es muß doch wohl noch mehr Personal in der Welt der Mediziner-Soaps geben?! Längst an der Zeit war es, daß sich ein engagierter Fernsehsender einmal der jungen Ärzte und ihrer Probleme annimmt.
„Fieber – heiße Zeit für junge Ärzte“ heißt vielsagend eine neue dreizehnteilige Serie auf Sat.1, und in dieser dreht sich alles um die Berufsgruppe der AIPs, jener Ärzte im Praktikum, wie die medizinischen Berufsanfänger achtzehn Monate lang heißen. „Der Streß und die nervliche Belastung sind enorm“, so wurde es in der Sat.1-Presseinformation mitfühlend formuliert, „dabei erhält der AIPler für seine Tätigkeit lediglich ein ,Gehalt‘ von 1.400 Mark.“ Das ist in der Tat traurig und leider auch wahr.
Allerdings kein Grund für die „Fieber“-Produzenten, ihr Ärzteteam nun gleich in der ersten Folge das große Lamento anstimmen zu lassen. Da beklagt sich Sybille (Alexandra Kramp) zwar bei einem Privatpatienten mit den Worten: „Die Frau Doktor können Sie sich sparen, den Doktor gibt's erst später. Ich bin AIP. Vier Jahre studiert und kriege jetzt schon halb soviel wie'n Pfleger.“ Und da muß auch ihr Kollege Gottfried (Dirk Mierau) nebenher in einem italienischen Restaurant jobben, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. (Sie nennen ihn übrigens, aufgepaßt, lustig-ironisches Wortspiel mit beliebter Zuschreibung für Ärzte, „Gott“!)
Doch dummerweise stimmt das gar nicht mit den vier Jahren Studium: Es sind hierzulande mindestens sechs. Und zweitens können auch AIPs schon einen Doktortitel tragen. Drittens wird in „Fieber“ am liebsten in die verantwortungsreiche Zukunft geblickt. Brav treten die „fünf hippen jungen Menschen, die in der Kreuzberg-Klinik ihre Zeit als AIP absolvieren“ (Presse-Info) zum Morgenappell bei ihrer Lehrerin an, der Oberärztin Dr. Mariella Winkler (Christine Mayn), ebenfalls brav lauschen sie ihren Ansprachen: „Ein guter Arzt ist in erster Linie ein Mensch, der versucht, anderen Menschen zu helfen, nach bestem Wissen und Gewissen, und nur darum geht es.“
Wie im richtigen Medizinerleben aber soll es schon zugehen, und da darf es dann an wirklich keinem klassischen Arztserien-Klischee fehlen: Da gibt es die Schwestern, die mit Ärzten schlafen, um später mal Frau Chefarzt zu werden; und Ärzte, die Medizin nur studiert haben, weil sie einmal Papis „Ku'dammklitsche“ übernehmen sollen; oder die gewohnt strenge Oberärztin, die private Probleme hat. Die „Kreuzberg- Klinik“ sieht aus wie die Schwarzwaldklinik, und wie im Schwarzwald gibt es auch für das Kreuzberger Krankenhaus die obligatorischen Banküberfälle, bei denen heftig-deftige Schußwechsel dafür sorgen, daß die Ärzte – in dem Fall die AIPs – heroisch ihre ersten Kugeln herausoperieren können.
Nur mit der „Hipness“ hapert es noch. Vielleicht langt es Sat.1 schon, daß die Jungmediziner auf einer Party Madonna hören. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, daß sie einfach alle gar so jung sind und an der „Schwelle zum schönsten und härtesten Beruf der Welt stehen“. Eines aber ist klar: In der letzten Folge werden sie sich mitsamt der Oberärztin alle einmal gepaart, entzweit und wieder gepaart haben. Gerrit Bartels
Nach dem Start immer am Mittwoch ab 21.15 Uhr
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