: Lektion in ganz gemeinem Bonn-Sprech
Die rot-grüne Regierung will Gewalt gegen Frauen flächendeckend verwirklichen, die Lohndiskriminierung einführen und das Aufenthaltsrecht für ausländische Ehepartner so unzureichend wie möglich gestalten. Wie bitte?
Ja, genau so steht es im frauenpolitischen Kapitel des Koalitionsvertrags. Dürfen wir zitieren? „Zu dem Aktionsprogramm – Frau und Beruf gehören ... (die) Umsetzung der europarechtlichen Vorgaben zur Lohndiskriminierung“. Und ein Absatz weiter: „Wir werden einen Nationalen Aktionsplan Gewalt gegen Frauen auflegen.“ Im Ausländerrecht will die Koalition die „nur unzureichend umgesetzten Reformen ... zu Ende führen“.
Zwar hegt das Publikum außerhalb der parlamentarischen Bannmeile keine allzu hohen Erwartungen an den gemeinen Bonn-Sprech mehr. Zwar hat es akzeptiert, daß ein Koalitionsvertrag keine Lyrik-Stunde und keine Vorlage für den Ingeborg- Bachmann-Preis ist. Aber wenigstens ein bißchen Satzbau! Logik! Verständlichkeit! Vielleicht sollte der Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, einen Teil des Kanzleramts zu Klassenzimmern umbauen lassen. Montag, 10 bis 12 Uhr, könnte er dort „Deutsch für Fortgeschrittene“ lehren – nur für Abgeordnete. Usche
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen