piwik no script img

KommentarLiebe Radler-Seelen

■ Autofahrern wäre das nicht passiert

Radler sind irgendwie anders. Da werden die Schlösser ihrer Räder von der Polizei massenweise aufgeknackt, und die Fahrräder in einer unbewachten Halle irgendwo abseits und ohne daß man genau wüßte wo, quasi gestapelt – und trotzdem schreien ihre BesitzerInnen nicht laut Protest. Stattdessen nehmen sie den Drahtesel, wenn sie ihn nach stunden-, ja tagelangem Suchen endlich gefunden haben, erleichtert und ein wenig liebevoll unter den Arm – und trotten davon.

Einem Autofahrer könnte das nicht passieren. Der wüßte, wo er nach der vermißten Kiste fragen würde. Von einem bewachten Parkplatz könnte er sie freikaufen. Und wenn das Stinkemobil beim Transport auch nur einen Kratzer abbekommen hätte, wäre der Abschleppdienst dran. Ein Schadenersatzprozeß stünde an, der sich gewaschen hat. Na klar, vorher müßte der Besitzer die Kiste freikaufen, ein paar hundert Mark würde das schon kosten. Aber dafür wäre er ernst genommen.

Anders der Radler. Der schließt sein Rad an, wo er will und fährt, wo er will und das ist solange in Ordnung, wie die anderen ihn und sein städisches Verkehrsmittel so wenig ernstnehmen, wie die Bauherren vom Bahnhof. Besser wäre der Umkehrschluß: Nehmt die Radler ernst – egal ob bei kaputtem Rücklicht, überfahrenem Rotlicht aber auch beim Falschparken. Eva Rhode

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen