Kommentar: Selbst eingebrockt
■ 68er gestehen Fehler ungern ein
Ein Dozent mit Affinitäten zu nationalistischem Gedankengut lehrt an der Uni – und alle schauen weg. Seit Jahren wird Viorel Roman als Problemfall betrachtet und steht auf der Abschußliste. Aber die Uni-Struktur scheitert an sich selbst, denn der Mann ist unkündbar. Abgesehen von seinen Äußerungen ist der Dozent Viorel Roman ein Paradebeispiel dafür, welche absurden Konstruktionsfehler bis heute die deutschen Universitäten prägen.
Mindestens ein namhafter Wissenschaftler unterstützte Anfang der 70er Jahre die Einstellung des Dozenten, den man bis dahin zum linken Lager gezählt hatte. Mit der Verbeamtung wurde der Mann – wie viele andere – krisenfest installiert, ungeachtet seines Potentials. Auch nach seiner umstrittenen Dissertation und dem Konflikt mit den Studierenden mußte der Mann weiterbeschäftigt werden.
Studierende fordern seit den 80er Jahren gebetsmühlenartig, daß die Beschäftigung von DozentInnen von ihren Lehrleistungen abhängig gemacht wird. Sie fordern, daß endlich Schluß gemacht wird mit der privilegierten Position von verbeamteten Uni-MitarbeiterInnen. Doch die altlinken Uni-MacherInnen sitzen solche Reformversuche bis heute aus. Auch das prägt die verbeamtete und reformunfreudige 68er-Generation: Eigene Fehler werden trotz ausgiebiger psychosozialer Selbstreflektion ungern eingestanden. Die Geister die man rief, wird man nun nicht mehr los. Christoph Dowe
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