: Versorgungsfall schafft Probleme
■ Dem Bremer Uni-Dozenten Viorel Roman wird die Solidarisierung mit einer antisemitischen Partei in Rumänien vorgeworfen / In der Uni ist er isoliert, aber der Forscher ist unkündbar
Bereits Anfang der 90er Jahre hat es an der Uni Bremen einen Konflikt um antisemitische Äußerungen des Uni-Dozenten Viorel Roman gegeben. Das räumten verschiedene Uni-Stellen ein, nachdem Roman diese Woche die Unterstützung nationalistischer Hetze in Rumänien vorgeworfen wurde (siehe Kasten und taz vom 27.10.).
In einem Seminar über „Rumänien im Spannungsfeld der Großmächte“ habe sich Roman abfällig über „Juden, Zigeuner und andere Minderheiten“ geäußert, erinnert sich die ehemalige Politik-Studentin Petra Kresser. „Der Unterton war eindeutig antisemitisch.“ Menschenrechtsverletzungen des diktatorischen Ceausescu-Regimes in Rumänien habe er bestritten und den Diktator als Opfer dargestellt. „Die Sprüche waren untragbar“, sagt Kresser noch heute.
Die Studierenden nahmen in einer Sitzung die Tiraden heimlich auf Cassette auf und übergaben sie der Uni-Leitung. Unterschriften gegen den Dozenten wurden gesammelt. Die Studierenden drohten damit, die jüdische Gemeinde und die Öffentlichkeit zu informieren. Eine Entschuldigung lehnte Roman damals ab – er fühlte sich zu Unrecht angegriffen. Der Fachbereichsrat beschloß, keine Lehraufträge mehr an ihn zu vergeben.
Weitere Handhabe gegen Roman, Stelleneingruppierung A 13, hat die Universität bis heute nicht. Schon kurz nach der Gründungsphase der Universität war Roman verbeamtet worden und als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Bereich Ökonomie in der Bibliothek untergekommen. Doch als Ende der 70er Jahre die Bibliothek umstrukturiert wurde, wurde Roman freigesetzt und schrieb eine umstrittene Dissertation. Als wissenschaftlicher Rat, eine seltene Sonderposition, kam der Mann wieder an der Uni unter – doch kein Fachbereich wollte ihn mehr haben.
Bis heute ist Roman keinem Fachbereich zugeordnet. Einer derjenigen, der Roman nie in seinem Bereich haben wollte, ist Wolfgang Eichwede, Leiter der Forschungsstelle Osteuropa. Die wissenschaftliche Qualität sei „nicht einschlägig genug“ gewesen und hätte ihn nicht überzeugt. Außerdem seien ihm „politisch zweifelhafte Äußerungen“ bekannt geworden, die ihn erschreckt hätten. „Ich wußte nie genau, ob seine Äußerungen antisemitisch und untolerierbar waren, oder ob er einen eigenen wirren Kampf führte“, so Eichwede.
Studierende kommen auch heute noch in den Genuß des Dozenten: Als Lehrbeauftragter gibt er einen Kurs im Bereich Sprach- und Literaturwissenschaften. „Außer dieser Anstellung hängt er in der Luft“, sagt Uni-Pressesprecher Uwe Gundrum. „Der Mitarbeiter ist isoliert.“ Roman sei um eine Stellungnahme zu den aktuellen Vorwürfen gebeten worden, die Rechtsabteilung prüft die Angelegenheit.
Den Betriebsrat wußte Roman stets auf seiner Seite. Auch in der SPD hat Roman Freunde. Im SPD-Ortsverein Innenstadt war er in den 80er Jahren zwei Jahre lang 2. Vorsitzender. Der heutige Vorsitzende Leander Mondré kennt Roman seit 20 Jahren – Mondré ist Mitarbeiter der Uni-Bibliothek. Drei- bis viermal im Jahr komme Roman immer noch zu den Sitzungen des Ortsvereins. „Er ist ein lieber, netter Mensch, der allerdings harte Maßstäbe an seine Mitmenschen anlegt“, beschreibt Mondré. Roman hätte nie einen Hehl aus seinen Positionen gemacht, allerdings sei er vielleicht auch mißverstanden worden. Warum Mondré trotz der langanhaltenden Vorwürfe immer noch an der Uni angestellt ist? „Da muß ich passen“, so Mondré, „aber ehrlich gesagt: Da will ich auch passen.“ Christoph Dowe
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