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Eine Frau, zuständig fürs politische Klima

■ PDS-Mitglied Martina Bunge will als neue Sozialministerin der Ostseeküste die Revolution bringen

Schwerin (taz) – Wie sie so dasitzt im unauffälligen Jackett und vom „lebens- und liebenswerten Mecklenburg-Vorpommern“ schwärmt, wirkt Martina Bunge nicht gerade wie eine Politikerin, die angetreten ist, das Familien- und Sozialsystem im 1,7-Millionen-Einwohner-Land an der Ostseeküste zu revolutionieren. Doch das ist die Erwartung vieler PDS- Wähler an die neue, richtiger: erste PDS-Sozialministerin in einem Bundesland, die gestern in Schwerin vereidigt wurde.

Die 47jährige promovierte Sozialwissenschaftlerin aus Wismar, die sich in den vergangenen sieben Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Bonner PDS-Bundestagsgruppe einen Namen als versierte Sozialpolitikerin gemacht hat, soll und will in den kommenden vier Jahren vor allem das „politische Klima“ im Land verbessern. Das sei immer ihr Ziel gewesen, verkündete die Frau gestern morgen den ZDF-Zuschauern zum Frühstück. Schon als SEDlerin, die in den 70er Jahren ein Marxismus-Leninismus-Studium erfolgreich absolvierte, habe sie stets „eine bessere und gerechtere DDR gewollt“.

Was sie politisch durchsetzen will, weiß die Frau ganz genau, auch dann noch, wenn sie eigentlich todmüde umfallen müßte. „Ich will auch künftig meinem Grundsatz treu bleiben, mich in meiner politischen Arbeit mit Interessenverbänden auszutauschen“, sagte sie quietschvergnügt nach Abschluß des anstrengenden, mehr als achtstündigen PDS-Sonderparteitags, wo sie als Ministerin nominiert worden war. Während PDS- Landeschef Helmut Holter, 45, der Bau- und Arbeitsminister, gähnte, er müsse „jetzt erst mal nachdenken und alles verarbeiten“, ging Martina Bunge sogleich frisch ans Werk: Weil sie ja schon in den letzten Tagen damit gerechnet habe, als Ministerin aufgestellt zu werden, habe sie bereits Termine gemacht. In drei Wochen nehme sie an einer landesweiten sozialpolitischen Konferenz teil, sagt sie. Tatendurstig. hh

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