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Isolieren für den Klimaschutz

■ Wärmedämmung von Wohngebäuden lohnt sich doppelt: Die Energiekosten sinken, die Umweltbehörde legt noch was drauf

In 20 bis 30 Jahren sollen die Hamburger nur noch die Hälfte vom dem verheizen, was sie heute durch die Öfen jagen. Eine Bewegung hin zu diesem Ziel versucht die Umweltbehörde mit einem sieben Millionen Mark schweren Fördertopf in Gang zu setzen, von dem fünf Millionen allerdings noch nicht bewilligt sind. Anläßlich der 4. Weltklimakonferenz in Buenos Aires, die diese Woche begann, hat die Umweltbehörde jetzt noch einmal darauf hingewiesen, daß sich eine verbesserte Wärmedämmung von Wohngebäuden für die Eigentümer nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch lohnen kann.

Denn mit jeder gesparten Kilowattstunde sinkt nicht nur der Energieverbrauch, sondern es wächst auch der Betrag, mit dem der Senat die Sanierung unterstützt. Vollends lohnend ist die Sache dann, wenn die Wärmedämmung im Zuge ohnehin geplanter Umbau- und Modernisierungsvorhaben verbessert wird.

Christoph Krupp von der Umweltbehörde setzt große Hoffnungen in „die energietechnische Sanierung des Hamburger Gebäudebestandes“: Drei Viertel der von den privaten Haushalten verbrauchten Endenergie würden buchstäblich verheizt. „Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, können wir den Energieverbrauch im Wohnbereich innerhalb von 20 bis 30 Jahren halbieren“, glaubt der Umwelt-Fachmann. Aus, grob gerechnet, 20 Milliarden Kilowattstunden verbrauchter Endenergie würden 10 Milliarden – bei einem Gesamtverbrauch der Stadt Hamburg von gegenwärtig 57 Milliarden Kilowattstunden.

80 Prozent des Hamburger Wohnungsbestandes haben Krupps Schätzung nach zwar Thermopen-Fenster oder ein wärmeisoliertes Dach, können jedoch angesichts der heutigen Möglichkeiten keineswegs als ausreichend wärmegeschützt angesehen werden. In Hamburger Wohnungen werden durchschnittlich 200 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter und Jahr verbraucht, in schlecht gedämmten Häusern sogar bis zu 400. „Wir wissen aber, daß man in einem modernisierten Altbau auf 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr kommen kann“, sagt Krupp.

Isolierplatten, die auf die Fassade gedübelt werden und Dämmstoff, der in Hohlräume des Mauerwerks geblasen wird, machen es möglich. Ebenso moderne, bereits in Serie gefertigte Thermofenster: Sie isolieren fünfmal so gut wie einfach verglaste Fenster und doppelt so gut wie die Doppelglas-Fenster der 80er Jahre.

Werden alle diese Möglichkeiten genutzt, kostet das nach Schätzung der Umweltbehörde bei einem Mehrfamilienhaus in der Regel 10- bis 12.000 Mark pro Wohnung. Von der Umweltbehörde darf der Bauherr mit einem Zuschuß von etwa 2000 Mark rechnen. „Wir bezahlen nach der eingesparten Energie“, sagt Krupp – und zwar progressiv: Je größer der Anteil der Ersparnis am ursprünglichen Verbrauch ist und je niedriger der schließlich erreichte Durchschnittsverbrauch, desto höher der Zuschuß.

Dazu kommt die Energieersparnis: Bei einer durchschnittlichen kompletten Wärmeschutz-Sanierung wird nach den Erkenntnissen der Umweltbehörde der Energieverbrauch um 60 Kilowattstunden verringert. Bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung wären das 4200 Kilowattstunden oder bis zu 400 Mark Heizkosten weniger im Jahr.

Der Sieben-Millionen-Topf der Umweltbehörde nimmt sich gegenüber der einen Milliarde Mark, die die Wohnungswirtschaft in ihren Wohnungsbestand stecken wird, bescheiden aus. „Wir wollen mit diesen sieben Millionen erreichen, daß diese Milliarde effektiver eingesetzt wird“, sagt Christoph Krupp. Gernot Knödler

Wer Staatsknete für die Isolierung des eigenen Hauses haben will, muß sich von der Umweltbehörde einen Wärmepaß dafür ausstellen lassen. Ein Energieberater ermittelt die Schwachstellen des Gebäudes und gibt Sanierungsempfehlungen. Näheres unter Telefon 7880-3949 oder -2383.

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