■ Die Anderen: "Zeit" zur Lage der deutschen Konservativen / "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu Joschka Fischers Interesse an der UNO
Die „Zeit“ kommentiert die Lage der deutschen Konservativen: Für die CDU ist die Konservativismusphobie ein ernstes Problem. Zwar ist die Union nie wirklich konservativ gewesen. Die traditionsschwache, soziale Leistungsgesellschaft, die sie durchgesetzt hat, war etwas historisch Neuartiges, und Ludwig Erhard hat den „Wohlstand für alle“ nicht zu Unrecht als die eigentliche Überwindung der hergebrachten Klassenschranken gepriesen. Die Faszination des bayerischen Modells, die vielgerühmte friedliche Koexistenz von Laptop und Lederhose, hat mit dem Heimweh nach dieser goldenen Zeit des christdemokratischen Sowohl-Als-auch zu tun. Die Marktwirtschaft aber, die wir heute erleben, ist nicht mehr bürgerlich.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ kritisiert Joschka Fischers Interesse an der UNO: Rot-Grün hat der UNO schon ein „Gewaltmonopol“ angedichtet, bevor der Regierungswechsel vollzogen war. Das ist und bleibt ein Versuch, sich aus der Verantwortung nationaler Außenpolitik herauszustehlen, die – im Zusammenspiel mit der Außenpolitik der anderen Nationen – immer noch die Staatenwelt bestimmt. Dies zu sagen heißt nicht, die Bedeutung der UN zu schmälern. Es beschreibt nur die Wirklichkeit, mit der auch diejenigen rechnen müssen, die Realitäten ändern wollen. Fischer hat zu Protokoll gegeben, er treibe nicht grüne, sondern deutsche Außenpolitik. Er wird das zu gegebener Zeit beweisen müssen.
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