Das private Wasserwerk

■ Regenwassernutzung für Garten, Waschmaschine und Toilette ist technisch ausgereift und erprobt. Bauherren müssen aus hygienischen Gründen auf einwandfreie Installation achten. Keine Gefahr bei Einhaltung der DIN-Vor

Der Wasserverbrauch geht in Deutschland kontinuierlich zurück. Brauchte 1990 jeder Einwohner noch 145 Liter Wasser pro Tag, waren es 1997 nur noch 128, heißt es im jüngsten Jahresbericht des Bundesverbandes der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft. Gleichwohl wird nur die Hälfte davon zum Kochen, Trinken oder für die Körperpflege verwendet, der Rest wandert in Gully und Garten. Doch für die WC-Spülung, zum Blumengießen, Putzen, Wäsche waschen und für die Autopflege ist das Lebensmittel Nummer 1 zu kostbar. Um teures Trinkwasser zu sparen, setzen viele inzwischen auf Regenwasser, das vor Jahren möglichst schnell in die Kanalisation geleitet wurde. „Sparsamer Umgang, Wasserspartechnologie und die Nutzung von Regenwasser können den Trinkwasserverbrauch auf täglich 50 Liter pro Person senken und so die kostbaren Grundwasservorräte schonen“, wissen Fachleute.

Die Technik der Regenwassernutzung für Garten, Waschmaschine und Toilette ist ausgreift und erprobt: Das Wasser fließt über das Dach in ein Fallrohr, wird dort gesiebt und gefiltert und landet schließlich in einem Auffangbehälter. Von dort wird das gefilterte Regenwasser aus dem Speicher zu den Zapfhähnen gepumpt. Sinkt in regenarmen Zeiten der Wasserspiegel im Tank, öffnet eine Automatik den Trinkwasserhahn und füllt das Reservoir mit herkömmlichem Naß. Läuft der Himmel über, rinnt das Zuviel in den Abfluß: Das private Wasserwerk liefert jederzeit fließendes Wasser mit gleichbleibendem Druck.

Aus hygienischen Gründen darf das Regenwasser jedoch niemals Kontakt haben mit dem Trinkwassernetz, sondern bedarf eines zweiten, gesondert zu installierenden Rohrsystems, das wiederum ausdrücklich Warnschilder trägt.

Allerdings eignet sich nicht jedes Dach dazu, das Geschenk des Himmels aufzufangen: Gründächer verschmutzen das Wasser zu stark, Bitumendächer liefern eine gelbe Brühe und Asbestzementdächer befördern unter Umständen gefährliche Fasern in den Tank. Ob man sich für eine Speicherung des gesammelten Wassers im Keller oder im Erdreich entscheidet, hängt von den baulichen Gegebenheiten ab: Wer eine Regenwasseranlage nachträglich installiert, stellt meist einen Kunststofftank in den Keller. Bauherren neuer Häuser versenken einen Betontank gleich beim Bau der Immobilie in die Gartenerde. Eine Anlage mit einem 3.000 Liter fassenden Kellerspeicher für einen Drei- bis Vier-Personen-Haushalt kostet etwa 4.000 Mark, ein Außenspeicher für 4 bis 5 Personen etwa 6.000 bis 7.000 Mark. Hinzu kommt jeweils die Montage.

Jedoch stellte im März dieses Jahres das Umweltbundesamt (UBA) die Frage, ob „der teilweise Ersatz des Trinkwassers unter Aspekten des Umweltschutzes, der Wirtschaftlichkeit und der Hygiene tatsächlich Vorteile bietet“. Mangelndes Verantwortungsbewußtsein der Anlagenbetreiber sei dabei die Hauptgefahr. „Installation plus 10 Jahre“, lautet die Gleichung, dann würden oft Umbauten vorgenommen oder Speicher und Filter nicht mehr gereinigt. Würden Trink- und Regenwasserleitungen nicht sorgfältig getrennt, könnten sich Keime im Trinkwassernetz ausbreiten. Folge sei eine „hygienisch bedenkliche Situation“.

Das Gesundheitsrisiko beim unsachgemäßen Umgang mit der Technik ist auch dem Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima bekannt. Die Organisation rät den Installateuren, die Kunden „auf mögliche hygienische Risiken“ hinzuweisen. „Wenn der Kunde sich zu einer regelmäßigen Wartung der Anlage durch eine Fachfirma bereit erklärt, kann das hygienische Risiko als gering eingestuft werden.“

Bei einer Installationsfirma selbst schließt man Gefahren aus, sofern die geltenden DIN-Normen beachtet würden. Kritisch werde es nur dann, wenn sich ein Bauherr nicht hinreichend informiere, sondern einfach in den nächsten Baumarkt laufe und da das Billigste kaufe. Fazit: „Eine fachgerechte Installation ist das A und O.“ alo

Infos: „Regenwasser nutzen. Technik, Planung und Montage“. Hrsg.: Wagner & Co Solartechnik, 24 DM, ISBN 3-923129-27-0.

„Regenwassernutzungsanlagen. Planung, Bau, Betrieb“. Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima, 40 DM, Tel. (02241) 21351.

„Regenwassernutzung“. UBA, Pf. 330022, 14191 Berlin, kostenlos.

Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung, Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt/Main