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Keine Leistung

Was für eine scheinbar starke und doch eigentlich schwache Leistung: Acht (!) Monate nach dem Rücktritt von Fischer-Menzel „distanziert“ sich der Drogenbeauftragte Horst Bossong vor dem Filz-Untersuchungsausschuß (PUA) mit „klaren Worten“ von seiner ehemaligen Chefin, hat aber gleichwohl das Konzept aus dem Hause ihres Ehemannes, obwohl es „schlechter und teurer“ war, umgesetzt.

Wo waren damals gegenüber der amtierenden Senatorin die starken Worte und das Rückgrat einer Person, die immerhin Hamburgs Drogenbeauftragter ist und die sonst – zumindest nach unten und gegenüber finanziell abhängigen Freien Trägern – gerne deutliche Worte benutzt, häufig allerdings auch die Arroganz der Macht zeigt?

Jetzt – mit heftigen Worten und wahrscheinlich großer und gespielter Geste – sein damaliges „Entsetzen“ zu demonstrieren, ohne jedoch entsprechend gehandelt zu haben, belegt erneut ein Zuviel an eitler Selbstdarstellung und ein Zuwenig an konsequenter Glaubwürdigkeit Bossongs, der gerne den sogenannten „Drogenbeauftragten“ herauskehrt, jedoch – wie die taz hamburg richtig schreibt – eigentlich schlicht (und für Bossong wohl zu schlicht) „Leiter des Referates für Drogen und Sucht in der BAGS“ ist.

Zu dieser blendenden (!) Außendarstellung paßt auch sein scheinbares Gespür für „hochsensible“ Fragen von Befangenheit und Filz: Während Horst Bossong über Fischer-Menzels Verhalten angeblich „wie vor den Kopf geschlagen“ war, geht ihm selber der Ruf von Günstlingswirtschaft im illegalen Drogenhilfeträgerbereich voraus, mit der er gegen alle Kritik von innen und außen seine Macht und auch sein Verbleiben im Amt absichert.

P.S.: Kann man zu der – sehr treffenden – Klammer-Bemerkung der taz „Referatsleiter Horst Bossong (SPD, was sonst) ...“ ein „SPD-Nord, was sonst“ hinzusetzen?

Mark Weber (Sozialpädagoge im Drogenbereich)

Anm.d.Red.: Horst Bossong ist, laut Stellenbeschreibung, nun mal beides: Drogenbeauftragter des Senats und zugleich Referatsleiter in der BAGS.

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