: „VEB Ocean Park“ kommt nicht
■ Grüne wollen Alternativen auch zum „Space-Shopping-Park“
Die Wirtschaftsförderausschüsse der Bremer Bürgerschaft haben gestern der Finanzierung eines staatlichen Anteils von ca. 900 Millionen Mark an den Projekten Space- und Ocean-Park zugestimmt. Bevor der Senat sich vertraglich bindet, sollen allerdings den Parlamentariern die Verträge vorgelegt werden.
Die Abgeordneten der großen Koalition stellten in der Sitzung keine Frage, bevor sie die Finger hoben. Die grüne Opposition hatte dafür um so mehr – aber „es sollten keine Fragen beantwortet werden“, faßte Helga Trüpel ihren Eindruck nach der Sitzung zusammen.
Den Abgeordneten wurde bisher auch keine umfassende Akteneinsicht gewährt, wesentliche Gutachten fehlen in den Unterlagen. Insbesondere geht Helga Trüpel davon aus, daß es keine vertragliche Bindung gibt, die verhindern würde, daß zu einem späteren Zeitpunkt der Einzelhandels-Anteil zu Lasten des nicht rentablen touristischen Anteils ausgeweitet wird. Auch die darauf bezogene Frage wurde gestern nicht beantwortet.
Die Bremer Grünen lehnen das Konzept des Einzelhandelszentrums auf dem AG Weser-Gelände ab und haben gestern vorgeschlagen, die Gelder besser zur Stärkung der Innenstadt auszugeben. Und zwar nicht für kosmetische Selbstverständlichkeiten, wie der Ortsamtsleiter Mitte, Robert Bücking, das formulierte, sondern zum Beispiel für Umbau und Nutzung der Gebäude an der Langenstraße. Dort stehen zwischen Obernstraße und Martinistraße riesige Flächen leer, sogar Geschäfte in der Fußgängerzone, und Investoren zögern mit ihrer Entscheidung im Hinblick auf die Konkurrenz, die der City auf dem AG Weser-Gelände droht. Daß die City verlieren wird, ist unbestritten: Selbst der Einzelhandels-Gutachter des Senats, der neuerdings auch von der Köllmann-Gruppe bezahlt wird, hat die Kaufkraftverluste für die City durch den Bau des Weserparks vor Jahren statistisch eindeutig belegt.
Der Ocean Park in Bremerhaven wird nach der Prognose der Grünen nicht gebaut. In der Planung ist der öffentliche Investitions-Anteil auf 600 Millionen Mark angestiegen, der private liegt einschließlich Einkaufs-Zentrum bei nur 442 Millionen. Dennoch stellen die Gutachter unmißverständlich fest, daß die private Investition sich nicht rentieren würde, meinte der Abgeordnete Manfred Schramm. Auch für Bremerhaven gebe es eine Liste von sinnvollen Projekten, die finanziert werden könnten, wenn die große Summe für den „VEB Ocean Park“ gespart werden könnte. K.W.
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