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Verkehrsverwaltung lehnt Antrag auf Semesterticket ab

■ BVG und S-Bahn: Preis zu niedrig. Nächste Woche Spitzengespräch beim Verkehrssenator

Die Verkehrsverwaltung hat den Tarifantrag für das Semesterticket am Donnerstag abgelehnt. Der Antrag des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) sei aus formalen Gründen nicht genehmigungsfähig, sagte Georg Müller, zuständiger Referatsleiter in der Verkehrsverwaltung, gestern der taz. Gefehlt habe die ausdrückliche Zustimmung der betroffenen Verkehrsbetriebe wie BVG und S-Bahn. Diese sei durch den Kooperationsvertrag des Verbundes mit dem Senat jedoch vorgeschrieben.

Die Zurückweisung kam prompt: Der Verkehrsverbund hatte den Tarifantrag für das Semesterticket am Donnerstag erst vorgelegt. Der beantragte Preis von 227,50 Mark pro Semester sollte nach VBB-Angaben für die beteiligten Unternehmen ertragsneutral sein. Der Gesamtumsatz der Verkehrsbetriebe mit ihrer studentischen Klientel sollte sich durch die Einführung des Tickets nicht verändern. Die BVG hatte jedoch als einer der Verkehrsbetriebe die Grundlagen der Kalkulation nie akzeptiert. Um keine Verluste durch die Einführung des Semstertickets zu erleiden, forderte die BVG einen höheren Preis für den Fahrschein.

Nach Ansicht von Christian Gaebler, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, blockiert die Verkehrsverwaltung das Semesterticket bewußt: „Die Verkehrsverwaltung hätte zwischen BVG und dem Verkehrsverbund vermitteln müssen. Schließlich hat sie den politischen Auftrag für ein Semesterticket bekommen.“

Beim VBB selbst ist man überrascht über die Absage. Der Verbund sei davon ausgegangen, daß der Antrag selbstverständlich genehmigt werde, sagte VBB-Sprecherin Ingrid Kudirka. Sonst hätte man ja erst gar nicht den Antrag gestellt. „Unsere Aufgabe war es doch, einen entsprechenden Antrag zu stellen, um auch zeitlich noch ein Semesterticket zum Sommersemester 1999 zu ermöglichen“, sagt sie.

Bei der PDS glaubt man, die Verkehrsverwaltung wolle mit der Ablehnung den VBB bewußt schwächen. „Die eigene Untätigkeit soll kaschiert werden“, sagt Jutta Matuschek. „Erst wird ein Verbund gegründet, der sich um das Semesterticket kümmern soll. Und dann wird auf einmal die Tarifkompetenz des Verbundes angezweifelt.“

Obwohl an den Universitäten teilweise die Urabstimmungen über ein Semesterticket bereits laufen, bleibt dessen Einführung nun weiter unsicher. Jetzt soll der abgelehnte Tarifantrag in der kommenden Woche in einem Spitzengespräch bei Verkehrssenator Jürgen Klemann verhandelt werden. „Alle wollen das Ticket, also wird man sich auch einigen“, gibt sich Referatsleiter Müller von der Verkehrsverwaltung optimistisch. Ocke Bandixen

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