Günstiges Gedenken

■ Das piefige Konzert zum 300. Geburtstag des Komponisten Johann Adolph Hasse

Wieder so ein Eröffnungskonzert zum Fest-Gedenken an einen großen Hamburger Komponisten. Und wieder so ein dumpfes Grollen gegen diese Stadt und ihre Kulturpolitik: Wie schon bei Brahms und Mendelssohn war mehr als mediokres Spargedenken – schlau aufgemotzt und abgesponsert – offenbar nicht drin.

Diesmal also der 300. Geburtstag des Bergedorfer Bach- und Mozart-Zeitgenossen Johann Adolph Hasse (1699-1783). Professor Wolfgang Hochstein vom Hasse-Gesellschaft e.V. hielt eine Gedenkrede, die alle Vorurteile über Tiefgang und Esprit deutscher Professoren glänzend bestätigte. Hernach die Enthüllung einer traurigen Hasse-Büste des Salzburger Bildhauers Heinrich Eder durch Christina Weiss. Unmittelbar vor der Musik dann noch Herr Dr. Ulrich Meinecke vom Hauptsponsor Vereins- und Westbank, deren selbstgestellte Aufgabe in der „Förderung menschlicher Kreativität“ besteht. Vermutlich unter anderem. Würden Sponsoren sich doch nur auf das Plazieren ihrer Logos beschränken!

Schließlich das Konzert. Musica Antiqua unter Reinhard Goebel führten Marc' Antonio e Cleopatra auf, Hasses neapolitanisches Früh- und Durchbruchswerk zu einer bespiellosen Europakarriere. Selten klangen alte Instrumente in der Musikhalle so obertonreich und deutlich, kaum je hörte man Barockmusik dort so impuls- und affektgeladen. Ruth Sandhoff überzeugte mit ihrem ruhigen, warmen Mezzo. Die junge Afro-Amerikanerin Dana Hanchard – mit schwarzen Rastalocken schon äußerlich ein Versprechen auf eine nichtritualisierte, kunstreich-unterhaltsame Klassikzukunft – begeisterte mit ihrem ausdrucksstarken Sopran.

Ein echter Höhepunkt des Hasse-Gedenkens. Angesichts des weiteren Programms indessen – zumindest was Spitzendarbietungen angeht – fast auch schon der Endpunkt. Denn auch diesmal läßt Kultur-Hamburg sich leider wieder lumpen. Stefan Siegert