: Kanzlerumzug trotz Bauverzug
Das neue Bundeskanzleramt in Berlin wird bis zu einem Jahr später fertig als geplant. Kanzler Schröder will trotzdem im April 1999 an die Spree wechseln ■ Aus Berlin Hannes Koch
Die Baufirmen werden das neue Bundeskanzleramt in Berlin vermutlich später fertigstellen als geplant. „Es gibt Verzögerungen“, sagte gestern der SPD-Bundestagsabgeordnete und Bauexperte Joachim Großmann. Ursprünglich war der Umzug des Bundeskanzlers in sein endgültiges Domizil für Ende kommenden Jahres vorgesehen.
Während die Verwaltungsgebäude des Bundeskanzleramtes im Plan lägen, seien die Arbeiten an den Räumen für den Kanzler selbst und seine Stäbe im Rückstand, so Großmann: „Ich bin skeptisch, ob sich das aufholen läßt.“ Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet über eine Verzögerung der Bauarbeiten um ein Jahr bis zum Oktober 2000.
SPD-Politiker Großmann dementierte allerdings, daß deshalb der Umzug der Bundesregierung nach Berlin verschoben werde. Der von SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder anvisierte Zeitraum im April nächsten Jahres, zu dem ein großer Teil der politischen Köpfe und Ministerien an der Spree residieren solle, werde nicht in Frage gestellt. Das bedeutet jedoch, daß Schröder wesentlich länger als bisher angenommen mit seinem Übergangsquartier im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude vorlieb nehmen muß.
Bundesbauminister Franz Müntefering (SPD) legt dem Kabinett am kommenden Mittwoch einen „Statusbericht“ über den Stand der Berliner Regierungsbauarbeiten vor. Darin heißt es, daß auch der Um- und Neubau von Büros für die neuen Ministerien längere Zeit in Anspruch nimmt, als bislang veranschlagt. Der Spiegel rechnet mit einem halben Jahr bis zum Herbst 1999. Die Verzögerung wird mangelnder Kontrolle durch die alte Regierung zugeschoben.
Experten der rot-grünen Bundesregierung gehen jedoch davon aus, daß die langsamen Baumaßnahmen durch Zwischenlösungen zu überbrücken seien. Man setzt offenbar alles daran, einen Teil der Ministerien wie angekündigt im Frühjahr umziehen zu lassen. Dafür sei allerdings ein „intelligentes Raummanagement“ vonnöten, heißt es. Mit anderen Worten: Die trotz unfertiger Gebäude zum Umzug verdonnerten Regierungsbediensteten müssen länger in provisorischen Unterkünften bleiben. Nach Angaben des Spiegel führt das zu einer Verteuerung des gesamten Umzugs.
Das Magazin berichtet außerdem, daß die Eröffnung des Reichstagsgebäudes für den Bundestag am 19. April 1999 auf wackeligen Füßen stehe. Ursache seien ungelöste Verkehrsprobleme und „millionenschwere Streitigkeiten zwischen Bund und Land Berlin“.
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