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Strahlend saubere Energie

■ Generalmobilmachung der Atomenergielobby auf dem Klimagipfel in Buenos Aires

Buenos Aires (taz) – Fragt man sie, wie sie mit dem neuen Umweltminister zu Rande kommen, geben sie bloß zurück: „Wir kennen ihn doch noch gar nicht.“ Die Beziehung zwischen Jürgen Trittin und den deutschen Energieversorgern stand in Buenos Aires nicht gerade unter einem guten Stern. Zuerst hatte Trittin die regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) vor den Energieversorgern eingeladen, und dann mußte er wegen Terminschwierigkeiten das erste Treffen verlegen. Als dann schon alle Damen und Herren vor Trittins Türe warteten, stürzte der Minister plötzlich hinaus, ohne die Energieversorger auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Stimmung bei den Kraftwerksbetreiber war auf dem Siedepunkt. So kam es in Buenos Aires niemals zu einem Treffen zwischen dem grünen Minister und Energieversorgern.

Dabei hatten sie sich in Buenos Aires ganz hübsch zurecht gemacht. Das „Informationszentrum Energiewirtschaft“ (IZE) hatte eine Box angemietet, die genauso groß war wie die der Gruppe der Entwicklungsländer G 77. Informationshungrige wurden dort mit den ewigen Wahrheiten des IZE bestens versorgt. In der Überschrift stand schon alles: „Atomaussieg ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll.“

Nicht nur die deutsche Atomindustrie hatte für Buenos Aires mobil gemacht. Nuklearlobbyisten aus allen Windrichtungen verteilten in der argentinischen Hauptstadt ihre bunten Werbeprospekte. Der französische Atomkonzern EdF verwies darauf, daß aufgrund seines hohen Atomstromanteils Frankreich bei den CO2-Emissionen in einer komfortablen Situation sei. In den Klimaverhandlungen wittert die Atomindustrie ihre Renaissance. In allen Broschüren und Veranstaltungen hebt sie darauf ab, daß aus Atomreaktoren keine klimaschädlichen Emissionen entweichen.

Das Ziel ist klar: Die Atomlobby würde gern in den „Clean Development Mechanism“ aufgenommen werden, womit der Bau eines AKW als Treibhausgas reduzierende Maßnahme abgeschrieben werden könnte. Das wäre im Falle Indiens und Chinas kein Problem. Beide Länder sind schon Atommächte, und es gibt keine rechtlichen Probleme, sie mit noch mehr Atommeilern einzudecken.

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