: Von Abwicklung bedroht
■ Metro plant Kahlschlag bei Kaufhof und Kaufhalle. Rund 800 Jobs gefährdet
„Wenn es Kaufhalle und Kaufhof an den Kragen geht, dann legen wir aber los.“ Der Sprecher der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Jörg Reinbrecht, warnte den Metro-Konzern gestern davor, die neuesten Kahlschlagpläne schonungslos umzusetzen. Allein in Hamburg sollen unter anderem vier Kaufhalle-Warenhäuser und der Kaufhof in Altona aus dem Konzern abgestoßen werden. Was Metro genau plant, ist unklar. Eine Betriebsversammlung bei Kaufhof soll heute Aufklärung bringen. „800 Arbeitsplätze sind akut gefährdet“, erklärt Reinbrecht.
Die Arbeitnehmerseite des Metro-Aufsichtsrats war völlig perplex, als Vorstandschef Klaus Wiegand auf der letzten Sitzung sein Umstrukturierungsprogramm vorlegte. Bereits zum Januar wird sich der Konzern von einem Viertel seiner Geschäftsbereiche trennen und die verbliebenen in die neue, zusammen mit der Deutschen Bank gegründete Divag-Gesellschaft überführen. „Als Betriebsrat ist man machtlos“, so Reinbrecht, „die beschließen das einfach mit der zweiten Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden.“
An der Elbe sind davon die Kaufhallen in Fuhlsbüttel, Altona, Wandsbek und der City betroffen, in denen 500 Menschen arbeiten. Aber auch Kaufhof-Altona mit seinen 120 MitarbeiterInnen ist gefährdet. Ziel der Divag ist es, diese „Handelsbereiche“ lukrativ zu verscherbeln oder „plattzumachen“, befürchtet Reinbrecht. „Wenn die keine Käufer finden, werden sie alle abwickeln.“
Den gestern in die Kölner Zentrale zitierten Hamburger Kaufhof-Betriebsräten beteuerten die Metro-Bosse jedoch, daß die Überführung in die Divag nicht zwangsläufig die Vernichtung von 800 Jobs in Hamburg bedeute. Das berichtete die zuständige Sekretärin der Deutschen Angestelltengewerkschaft, Ira Gloe-Semler. Mit Spannung erwartet sie daher die Stellungnahme der Kaufhof-Bosse auf der heutigen Betriebsversammlung in Altona. Ihre Hoffnung: „Vielleicht bietet die neue Gesellschaft mehr Perspektiven als die alte.“ Das Altonaer Haus machte der Metro nämlich zu wenig Rendite. Kai von Appen
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