: Lizenz zum Prüfen
■ Erste kommerzielle Azubi-Vermittlung. Arbeitsamt „beobachtet sorgfältig“
Auch Azubis werden künftig wie Manager getestet. In sogenannten Assessments wird ihre Teamfähigkeit überprüft; auf Wunsch werden Deutsch- oder Mathematikkenntnisse abgefragt. Eine „Potentialanalyse“ soll abschließend Aufschluß darüber geben, ob die BewerberInnen sich eignen. Die Jugendlichen, die am besten abschneiden, reicht die Firma „Fits Jobkonzepte“ an ein Unternehmen weiter, das Azubis sucht.
Als erster Betrieb in Hamburg bietet „Fits“ eine kommerzielle Lehrlings-Vermittlung – für jeden Auftraggeber individuell konzipiert und den Unternehmen auf den Leib geschnitten. „Wir achten genau darauf, ob die Auszubildenden in den Betrieb passen“, erklärt Ralf Pieper, der das Projekt betreut. In einem mehrtägigen Praktikum lernen die Jugendlichen ihre möglichen Arbeitgeber kennen; erst nach dieser Testphase wird entschieden. Einen Rechtsanwalts-Fachangestellten hat Fits auf diese Weise schon untergebracht, weitere Aufträge liegen auf dem Tisch.
Die Lizenz zum Vermitteln hat „Fits“ beim Landesarbeitsamt Nord in Kiel beantragt. Seitdem sie erteilt ist, beäugen die staatlichen LehrstellenvermittlerInnen die private Konkurrenz neugierig. „Wenn es den Jugendlichen hilft, eine Lehrstelle zu finden, ist das keine schlechte Sache“, findet Bettina Wolf, stellvertretende Leiterin der Berufsberatung beim Hamburger Arbeitsamt. „Aber wir beobachten natürlich sorgfältig, auf welche Weise hier Stellen vermittelt werden.“ Eine Kooperation zwischen Behörde und Betrieb ist ausgeschlossen: Aus Datenschutzgründen darf das Arbeitsamt keine Adressen an „Fits“ weitergeben.
Groß genug ist die Nachfrage dennoch, glaubt Pieper, „auch wenn die Auswahl durch Assessments neu und deshalb gewöhnungsbedürftig ist“. Die Jugendlichen kostet die Vermittlung nichts. Lediglich die Unternehmen werden zur Kasse gebeten. 120 Mark zahlen sie pro Bewerbung; billiger wird es, wenn Unternehmen das Pauschalangebot kaufen, bestehend aus Akquise, Vorauswahl, Assessment – und dem Verschicken von Absagen an ungeeignete BewerberInnen. Judith Weber
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