Soundcheck

Gehört: Xavier Naidoo. Von wegen „nicht von dieser Welt“. Erst seierte Profi-Proll Lotto King Karl ein paar einleitende und extrem überflüssige Worte à la ob nun alle gut drauf und im Haus seien ins Mikro. Danach Xavier Naidoo, der Crooner. Deutschlands erster Chartbreaker in Sachen Soul auf deutsch gab in der ausverkauften Großen Freiheit ein bravouröses bis biederes Debüt und vernaschte seine Fans nach Strich und Faden. Alles recht sexy, aber wegen der bewährten Grooves auch sehr erdverbunden. Sei es die übliche Backgroundsangesschar, die auch mal führen durfte, oder die total eingespielten Studiomusiker, die den Funk noch auf der Schule gelernt haben.

Oder nehmen wir Xavier selbst. Das Soul-Verständnis der Neuentdeckung auf Moses Pelhams Label 3-P nährte sich aus der zugegeben weitläufigen Schnittmenge aus Maze, Seal und Edo Zanki: immer voll im Saft stehend, manchmal sogar rockig, so richtig mit quietschendem Gitarrensolo und angestrengtem Blick. Der Hit „20.000 Meilen über dem Meer“ kam gut, ein wirklich sehr schöner Refrain, Grönemeyers „Flugzeuge im Bauch“ hingegen wie eine schlichte Coverversion. Klingt so ein Top-Ten-Hit? Ein betont erwachsenes und teuer gekleidetes Publikum der Marke Sekretärin meets Türsteher trieb sich um. Und die fanden es ganz toll, als Xavier seine Gottesgläubigkeit mit einer Light-Version aus Gospel, Amen und Hallelujah unterstrich. Der Ex-Sänger von Sabrina Setlur weiß halt, was Gott und dem Mainstream gefällt.

Oliver Rohlf