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Die alten Methoden der Diktatur

■ Ein Menschenrechtler, der argentinische Militärs vor deutsche Gerichte bringen will, wurde in Argentinien überfallen und verprügelt

Buenos Aires (taz) – Es war wie zu Zeiten der Militärdiktatur. Als der Menschenrechtsaktivist Esteban Cuya am Dienstag abend nach dem Abendessen in einem Restaurant in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires in ein Taxi stieg, folgten dem Wagen zwei schwarze Autos, überholten schließlich und stoppten das Taxi. Zwei Männer stiegen aus, verprügelten Cuyo, raubten ihm Geld und Aktentasche und ließen ihn außerhalb der Stadt auf offener Straße zurück.

Cuya, der seit sechs Jahren in Deutschland lebt, ist derzeit mit einer Delegation der „Koalition gegen Straflosigkeit“ zu Besuch in Argentinien. In seiner Aktentasche hatte er Unterlagen für die Ermittlungen in Deutschland gegen argentinische Militärs, die er am Nachmittag im Gericht von La Plata abgeholt hatte. Verletzt an Schulter und Rücken, mußte sich Cuya in einem Krankenhaus behandeln lassen.

Cuya sammelt derzeit Informationen für die Ermittlungen der deutschen Justiz gegen argentinische Militärs. Während der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983) „verschwanden“ auch 73 Deutsche. Im Mai haben mehrere Angehörige in Deutschland Strafanzeige gegen die ehemaligen Militärs erstattet und beim Bundesjustizministerium einen Ordner mit Dokumenten abgegeben. Ihr Ziel: Die deutsche Justiz soll Ermittlungen gegen die ehemaligen Juntamitglieder einleiten.

In anderen Ländern ist das schon geschehen. In Spanien ermittelt die Justiz sowohl gegen den nunmehr in London festgenommenen chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet als auch gegen führende argentinische Militärs. In Frankreich verurteilte ein Gericht den ehemaligen argentinischen Marinekapitän Alfredo Astiz wegen der Ermordung zweier französischer Nonnen zu lebenslanger Haft. Astiz ist in Argentinien durch das Amnestiegesetz geschützt – allerdings wird er mit Internationalem Haftbefehl gesucht und muß festgenommen werden, sobald er die Grenze übertritt.

Der Überfall auf Cuya trägt nach Ansicht des argentinischen Friedensnobelpreisträgers Adolfo Pérez Esquivel die Handschrift der Militärs der Diktaturzeit: „Die Art, wie das alles abgelaufen ist, ist sehr typisch für das, was hier während, aber auch nach der Diktatur geschah“, so Pérez Esquivel, der das „Komitee gegen Straflosigkeit“ in Argentinien unterstützt, gegenüber der taz. „Schon lange haben wir keine solch schweren physischen Angriffe erlebt, aber die Taktik dahinter ist klar: Es soll uns angst machen“, so Pérez Esquivel. Ingo Malcher

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