: Wintersemester ohne Ticket
Fachhochschulen lehnen Kompromiß-Vorschlag für StudentInnen-Fahrkarte ab. Der HVV aber will kein neues Angebot machen ■ Von Judith Weber
Das Hamburger Semesterticket droht zu kippen. Das Studierendenparlament der Fachhochschule Hamburg hat den jüngsten Kompromißvorschlag der GAL zur Finanzierung der Fahrkarte abgelehnt. Auch die Allgemeinen Studierendenausschüsse (ASten) der Uni und der Technischen Universität haben sich dagegen ausgesprochen; hier stehen die Abstimmungen in den Parlamenten noch aus.
Nach dem Vorschlag des Verkehrsexperten der GAL-Fraktion, Martin Schmidt, sollte das Ticket ab dem Wintersemester 1999/2000 pro StudentIn 231,50 Mark kosten – exakt soviel, wie der Hamburgische Verkehrsverbund (HVV) gefordert hatte. Im Gegenzug sollte sich der HVV auf eine unabhängige Kommission einlassen, die alle Streitpunkte ausräumt. Und derer gibt es viele. Denn der Preis ist aus Sicht der Studis gnadenlos überhöht. Sie bieten 225,50 Mark. Außerdem wollen die Studierenden Geld zurück bekommen – 1,6 Millionen Mark insgesamt.
„Wir haben in den vergangenen vier Jahren ständig zuviel gezahlt“, argumentiert Rolf Speck vom AStA der Fachhochschule. Denn bei den ersten Verhandlungen 1994 seien falsche Zahlen zugrunde gelegt worden. So rechnete der HVV alle immatrikulierten Studierenden ein – gleichgültig, ob sie sich in Hamburg aufhielten oder nicht. „Etwa ein Prozent sind aber in jedem Semester im Ausland“, erklärt Speck. Und wer nicht in der Stadt wohne, belaste auch den HVV nicht.
Dazu komme, daß das Ticket dem Verbund mehr nütze, als dieser eingestehe. Der HVV rechnete mit zwei Prozent niedrigeren Vertriebskosten, weil die Unis die Fahrkarten verwalten und ausgeben. „Das ist zu gering geschätzt“, finden die FachhochschülerInnen.
Den HVV ficht diese Kritik nicht an. Zwei seien die Studizahlen 1994 tatsächlich zu hoch angesetzt worden, räumte Sprecher Mathias Kröning gestern ein. „Aber das haben wir in unserem Angebot von 231,50 Mark schon berücksichtigt.“ Es gebe keine Veranlassung, 1,6 Millionen zurückzuzahlen (siehe auch Lokalkoloratur S. 36). Auch ein weiteres Entgegenkommen sei indiskutabel: „Wir bedauern es sehr, aber die Studierenden werden in Zukunft wohl auf andere Fahrkarten ausweichen müssen.“
Genau dies hatte Martin Schmidt mit seinem Kompromißvorschlag verhindern wollen. Er hatte sich vor drei Wochen in die zähen Verhandlungen eingeschaltet, „um zu verhindern, daß sie scheitern“. Schließlich ist das Semesterticket eine Errungenschaft der GAL-nahen Grünen Hochschulgruppe – wenn auch eine teure. Die Karte kostet mit zur Zeit noch 222,50 Mark schon jetzt mehr als in vielen anderen Städten. In Dortmund beispielsweise können Studis für 116 Mark durch den gesamten Ruhrpott bis kurz vor Köln fahren.
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