Tietmeyer für Aufsicht

■ Finanzmärkte sollen transparenter werden. Viele Währungschefs kritisieren Lafontaine

Berlin (rtr) – Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer will auf Bitte der G7-Minister und -Notenbanker demnächst einen Vorschlag zur Verbesserung der Finanzmarktaufsicht unterbreiten. Tietmeyer kündigte in einer Rede auf dem Europa-Forum Berlin 1998 am Wochenende an, er werde dabei eine Koordinierung der nationalen Aufsichtsbehörden für die Bereiche Versicherung, Banken und Wertpapierhandel unter Einbeziehung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vorschlagen. „Die bisher noch separat arbeitenden und oft unterentwickelten Aufsichtssysteme müssen intensiver und effektiver miteinander kooperieren“.

Tietmeyer sprach sich gegen Kontrollmechanismen für die Devisenmärkte aus. „Artifiziell, das heißt ohne hinreichend kompatible Fundamentaldaten“, könnten die Devisenmärkte nicht erfolgreich stabilisiert werden, sagte Tietmeyer. Vielmehr müsse die Transparenz der Finanzmärkte erhöht werden. „Die Wechselkurse werden dann von selber auch stabiler“, sagte er. Tietmeyer forderte insbesondere, die Transparenz der mit geliehenem Geld spekulierenden Hedge Fonds zu erhöhen.

Auf einem Bankertreffen in Frankfurt am Main am Freitag hieben die Chefs der Zentralbanken auf Oskar Lafontaines Vorschlag der langfristigen Zielzonen für Währungen ein – allen voran der große Guru der Branche, der New Yorker Alan Greenspan. Er war per Video-Leitung zugeschaltet und nannte es „eine Illusion, zu glauben, solche Zielzonen könnten funktionieren“. Immerhin wären zur Stabilisierung der Kurse von Dollar, Euro oder Yen Interventionsbeträge von bis zu einer halben Billion Dollar nötig.

Auch daß Finanzminister Lafontaine am Donnerstag seinen Antrittsbesuch in London absolviert hatte, schien dort wenige überzeugt zu haben. Der britische Notenbankchef Eddie George meinte einen Tag später in Frankfurt, bei Wechselkurszielzonen seien weite Bandbreiten nutzlos, enge aber nicht durchzuhalten.