: Unterm Strich
Berlins noch Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen hat in einem Interview mit der Woche betont, daß er in Fragen rund um das Holocaust-Mahnmal in Berlin auch künftig mitreden möchte. „Ohne Beteiligung des Landes Berlin wird in Berlin ein Mahnmal oder ein anderes Bauwerk nicht entstehen.“ Dem vorliegenden und überarbeiteten Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman kann Diepgen noch immer nichts abgewinnen. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich dem Eisenman- Entwurf jemals meine Stimme geben werde.“ Eisenman – zero point, sagt Diepgen und spart nicht mit einer Begründung. „Das hat mit seiner Abstraktheit und Beliebigkeit zu tun, mit seiner Monumentalität, mit dem Mangel an Information und mit den Gefährdungen, die von der Monumentalität ausgehen und das Mahnmal unbeherrschbar machen.“ Herrscher Diepgen hat sich unterdessen mit der Variante angefreundet, Stephen Spielbergs Shoah Foundation in Berlin anzusiedeln, und dem Filmregisseur auch schon einen Fanbrief geschrieben. „Ich habe Herrn Spielberg jetzt angeschrieben, weil man nicht nur über die Medien miteinander reden sollte.“ Daß Diepgen einen durchaus eigenwilligen Blick auf die Medien hat, verrät folgende Selbstwahrnehmung. Diepgen ist ganz froh, die Mahnmalsdebatte im Bundestagswahlkampf gestoppt zu haben. Gestoppt? Weiß hier irgend jemand, wo die Fernbedienung ist?
Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang, daß sich der buddhistische Gelehrte und Meditationsmeister Geshe Tenpa Chöpel aus dem tibetischen Kloster Sera in Berlin niederläßt? Er traf bereits auf Einladung des Tibetisch-Buddhistischen Zentrums ein, um als ständiger Lehrer die buddhistische Lehre und Kultur zu verbreiten. Es verwies gleichzeitig auf die erhöhte Aufmerksamkeit in Deutschland für die buddhistische Kultur seit dem kürzlichen Besuch des Dalai Lama in Norddeutschland (siehe taz vom 31.10). Chöpel wurde in Osttibet geboren. Nach 35 Jahren des intensiven Studiums und der Meditation erwarb er den Titel eines Larampa Geshes, den höchsten tibetischen Gelehrtentitel. Nach der chinesischen Invasion mußte er 1959 ebenso wie der Dalai Lama Tibet verlassen und nach Indien fliehen. In Berlin gibt es den einzigen buddhistischen Tempel in Europa, der sich im Nordberliner Ortsteil Frohnau befindet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen