piwik no script img

Öcalan reiste mit Eskorte von Moskau nach Rom

■ Der Vorsitzende der PKK nahm vor seinem Flug Kontakt zu Italiens Neokommunisten auf

Berlin (taz) – Der Vorsitzende der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Abdullah Öcalan, ist in Begleitung eines Vertreters der Partei Kommunistische Neugründung (RC) aus Moskau nach Rom geflogen. Der außenpolitische Sprecher des neokommunistischen Nachfolgeflügels der KPI, Ramon Mantovani, erklärte am Mittwoch, er sei am 12. November nach Moskau geflogen und einen Tag später gemeinsam mit Öcalan zurückgekehrt. „Er sagte mir, er habe zwei Möglichkeiten“, berichtete Mantovani, „zurück in die Berge zu gehen und mit der Guerilla zu kämpfen oder Friedensverhandlungen einzuleiten.“ Öcalan sei entschlossen gewesen, „den nächsten Flug nach Rom zu nehmen“.

Dort wurde der mit einem gefälschten Paß reisende Kurde auf dem Flughafen festgenommen. Seither halten sich Gerüchte, er habe zuvor einen Handel mit der italienischen Regierung geschlossen. Mantovani rückt diese Vermutung zurecht. Seine Partei habe die Regierung nicht über die Aktivitäten informiert und auch die Idee, in Rom Asyl zu beantragen, stamme von Öcalan allein. Jedoch habe er dem PKK-Chef versichert, daß die italienischen Gesetze seine Auslieferung in die Türkei ausschließen.

Der Chef der von der RC abgespaltenen Demokratischen Partei der Kommunisten Italiens (PDCI), Armando Cossutta, forderte am Mittwoch in einem Brief an Ministerpräsident Massimo D'Alema, Öcalan in Italien Asyl zu gewähren. Doch der Regierungschef würde den ungebetenen Gast viel lieber an Deutschland ausliefern. Schließlich – so seine Argumentation – habe man ihn aufgrund eines deutschen Haftbefehls festgenommen. Heute will D'Alema in Bonn mit Bundeskanzler Gerhard Schröder verhandeln. Doch der meinte gestern, der Fall Öcalan sei „ein europäisches Problem“. taud

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen