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Unterm Strich

Und weiter geht's moralkeulentechnisch mit Walser, Martin, Sonntagsredner: Bei einem Festvortrag in der Universität Duisburg verteidigte er seine umstrittene Frankfurter Paulskirchen-Rede. Er habe mit ihr keinen Schlußstrich unter die Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit ziehen wollen. Seinen Kritikern hielt er mangelndes Verständnis vor. Diejenigen, die ihm jetzt mit Entrüstung begegneten, hätten sich nicht wirklich für seinen literarischen Umgang mit der Vergangenheit in den vergangenen 35 Jahren interessiert. Die Zustimmung, die ihn in tausend Briefen erreicht habe, zeige ihm, daß die Rede als „das Gewissen befreiend“ empfunden worden sei. Er habe öffentlich gesagt, „was jeder bisher immer gedacht oder gefühlt hat“. Auf Ignatz Bubis Angriff, er sei ein „geistiger Brandstifter“, erwiderte Walser: „Ich glaube, diese Rügen, diese Unterstellungen ziehe ich mir zu, weil ich mich nicht der für Bewältigung eingeführten und von den moralischen Instanzen abgesegneten Umgangssprache bedienen kann.“

Wer Dorset für eine englische Grafschaft hält, liegt nicht falsch, sollte aber die Eskimos, die heutzutage korrekterweise Inuit heißen, nicht vergessen. Kunst- und Gebrauchsgegenstände der etwa 2.000 Jahre alten Dorset-Kultur werden jedenfalls ab Sonntag im Bremer Übersee-Museum gezeigt. Die ausgestellten Stücke stammen aus dem Canadian Museum of Civilzation in Hull (Quebec). Als „Dorset“ bezeichnet die Wissenschaft den in sich geschlossenen, völlig eigenständigen Kulturkomplex, der im Zuge der anhaltenden Klimaabkühlung vor 2.500 Jahren in Kanada und Grönland entstand. Die Eskimos dort schufen höchst präzise gearbeitete Stein- und Knochengeräte. Manche Exponate können nur mit einer Lupe gesehen werden. Tierfiguren und Masken sind detailgetreu der Natur nachgebildet und haben selbstredend auch eine religiöse Bedeutung.

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