: Heimlich, still und leise
■ Stadtforum zum Masterplan wurde verschoben
Als Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) vor zwei Jahren das Planwerk Innenstadt alias Masterplan vorstellte, schlugen die Wogen hoch. Nicht, weil die taz die Pläne bereits vorab veröffentlicht hatte, sondern weil die städtebaulichen, sozialpolitischen und wohnungspolitischen Grundgedanken des Planwerks eine – wie es Mitautor Dieter Hoffmann-Axthelm formulierte – „Kampfansage an die bisherigen Vorstellungen der Stadt“ darstellten. Wohnungs- und Bürobauten auf öffentlichen Frei- und Grünflächen, die Absage an die „Mieterstadt“ und eine beispiellose Kampagne gegen Architektur und Bewohner der DDR- Moderne ließen vor allem im Ostteil der Stadt die Frage aufkommen, für wen da im Namen der Nachhaltigkeit geplant wurde.
Am Freitag nun wurde, auf den Tag genau zwei Jahre nach der Präsentation im Staatsratsgebäude, das geplante Abschlußstadtforum zum Planwerk Innenstadt verschoben. Laut Strieders Verwaltung seien Dissenspunkte mit Bausenator Klemann (CDU) im Bereich des Breitscheidplatzes und des Spittelmarktes ausschlaggebend gewesen. Doch die Verschiebung der Abschlußsitzung ins neue Jahr und womöglich die nächste Legislaturperiode zeigt vielmehr das ganze Dilemma, mit dem Strieders Planwerk von Anfang an zu tun hatte. Als Zwischending zwischen städtebaulicher Planung und theoretischem Diskussionsanstoß gab der Plan nicht nur seinen Gegnern immer wieder Rätsel auf, sondern auch seinen Protagonisten. Städtebaulich zumindest ist vom Planwerk kaum mehr etwas übriggeblieben. Am Breitscheidplatz hat die Bauverwaltung mit ihren Hochhausplänen die Lufthoheit gewonnen, und in Mitte fiel das Werk ins Planungsloch zwischen Senatsverwaltungen und Bezirk. Selbst die Planung für die „Urbaniten“ hat sich im Zeichen der Diskussion um „Problemkieze“ inzwischen als Hirngespinst erwiesen. Dennoch gibt es für die Gegner der „Kampfansage“ keinen Grund zum Aufatmen. Als politischer Tabubruch hat das Planwerk seine Funktion durchaus erfüllt. Mit der Konsequenz, daß nun gegen den sozialen Absturz in Berlin mit dem Bau von Eigentumswohnungen zu Felde gezogen wird. Ein wahrhaft meisterlicher Plan. Uwe Rada
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