Olympiastadion: Sanierung unter Dach und Fach

■ Senat entschied sich für Entwurf von Gerkan, Marg und Partner. Finanzierung offen

Nach jahrelangem Tauziehen um die Zukunft des Olympiastadions sollen Sanierung und Umbau nun in olympiaverdächtigem Tempo erfolgen. Nachdem sich der Senat gestern wie erwartet für den Entwurf der Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner (GMP) ausgesprochen hat, soll im Januar bereits ein internationaler Investorenwettbewerb ausgeschrieben werden. Dabei soll der Investor, so der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), möglichst mit dem künftigen Betreiber identisch sein. Ein entsprechender Beschluß soll dann spätestens bis zum 15. Juni 1999 erfolgen. Der Umbau bei laufendem Sportbetrieb wird voraussichtlich vom Mai 2000 bis zum Sommer 2003 dauern.

Mit dem Entwurf der Hamburger Architekten, zeigte sich Diepgen gestern erfreut, habe man sich für eine kostengünstige Lösung und einen behutsamen Eingriff in die Bausubstanz entschieden. Neben einer Sanierung des Oberrings sehen die GMP-Pläne einen Neubau des Unterrings vor. Dieser soll gleichzeitig steiler angelegt werden. Dafür wird die Rasenfläche des Stadions um 3,60 Meter tiefer gelegt.

Neu ist auch eine Dachkonstruktion, bei der es, so Diepgen, kaum Sichtbehinderungen durch Stützstreben geben wird. Diepgen betonte allerdings, daß der GMP- Entwurf bei der Anzahl der Logenplätze und dem Bau von Fluchtwegen noch nachgebessert werden müsse.

Entgegen anderslautenden Meldungen erklärte Architekt Volkwin Marg gestern, daß die geforderten Nachbesserungen kein Problem seien. Gegenüber der taz ging Marg auch davon aus, daß die Kosten der Nachbesserung den veranschlagten Kostenrahmen von 538 Millionen nicht überschritten. In den letzten Tagen war immer wieder spekuliert worden, daß die Hamburger Architekten weitreichende Nachbesserungen ihrer Pläne ablehnten.

So überzeugend der GMP- Entwurf ist, so offen ist freilich noch seine Finanzierung. In ersten Stellungsnahmen kritisierten Bündnisgrüne und PDS den Senatsbeschluß gestern als „Luftnummer“. Neben einer vom Bund zugesicherten Beteiligung in Höhe von 100 Millionen Mark und der Erklärung Diepgens, daß sich auch das Land an der Finanzierung beteiligen müsse, steht bislang lediglich fest, daß der Bund das 120 Hektar große Grundstück des Olympiageländes einbringen wird. Damit solle dem künftigen Investor die Möglichkeit gegeben werden, Flächen rund um das Stadion etwa mit einem Sporthotel oder Gebäuden für den Verkauf von Sportartikeln zu bebauen. Alles andere, so Diepgen gestern, werde man mit dem künftigen Investor und Betreiber klären müssen.

Zufrieden mit den gestern beschlossenen Plänen können sich auch die Berliner Sportfreunde und -veranstalter zeigen. Mit einer Mindestkapazität von 55.000 Zuschauern während der Bauarbeiten ist das Stadion sowohl für die Fußballbundesliga als auch Leichtathletikveranstaltungen nutzbar. Uwe Rada