: Schweißarbeiten und Getreidestaub
■ Fahrlässige Brandstiftung: Wegen der Explosion in einem Getreidesilo stehen zwei ehemalige Mitarbeiter vor Gericht
Am 20. April 1993 erschütterte eine Detonation in Silo 3 der „Club Kraft Futterwerke“ die Peute auf der Wilhelmsburger Veddel. Getreidestaub hatte in Verbindung mit Schweißarbeiten eine heftige Explosion ausgelöst. Die Außenmauer des Silos riß aus der Verankerung, der Treppenschacht stürzte ein, drei Menschen wurden schwer verletzt.
Über fünf Jahre nach der Detonation müssen sich seit gestern der ehemalige Betriebsleiter und ein Vorarbeiter wegen fahrlässiger Brandstiftung und Herbeiführung einer Explosion vor Gericht verantworten. Die Anklage wirft den beiden vor, unter Mißachtung der Unfallverhütungsvorschriften den damals 28jährigen Hilfsschlosser Milan M. angewiesen zu haben, während des Betriebs der Förderanlage Schweißarbeiten an ihr durchzuführen.
Die Angeklagten bestätigten gestern zwar den Auftrag zur Notreparatur. Der Hilfsarbeiter sei jedoch angewiesen worden, ein Loch mit einem aufgeklebten Blech abzudichten. „Die Gefährdung durch Staub ist so groß, daß keiner so töricht ist, bei laufender Anlage zu schweißen“, erklärte der Betriebsleiter.
In Vernehmungen gab Milan M. dagegen zu Protokoll, er habe ausdrücklich den Auftrag erhalten, den Blechflicken „draufzuschweißen“. Der Betriebsleiter soll ihn sogar nach dem Unfall aufgefordert haben, „nicht zu sagen, daß geschweißt wurde“.
Die Verteidigung der beiden Angeklagten verwahrt sich nun gegen die Verwertung dieser Aussagen. Da Milan M. damals Beschuldigter war, habe er das Recht gehabt zu lügen. Ob er gelogen hat, bleibt jedoch ein Geheimnis – Milan M. ist am 1. Juli 1998 gestorben. Kai von Appen
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