: „Keine Umsatzsteuer?“
■ Krawalle im Schanzenviertel können Hamburger Bürgerschaft nicht beleben
Auch das Schanzenviertel kann die Hamburger Bürgerschaft nicht mehr in Wallung bringen. Wer wegen des Angriffs einiger Autonomer auf Polizeibeamte am vorigen Wochenende auf einen Schlagabtausch im Parlament gehofft hatte, wurde gestern herbe enttäuscht. SPD-Innensenator Hartmuth Wrocklage schickte seinen Staatsrat Wolfgang Prill in die Debatte; und CDU-Innenpolitiker Heino Vahldieck zeigte sich wenig kampfeslustig.
Warum, so hatte er wissen wollen, seien „30 Beamte nicht in der Lage gewesen, die Randalierer festzunehmen“? Weil es nur „zwanzig Polizeischüler ohne jede Ausrüstung und ohne taktische Erfahrung“ gewesen seien, antwortete Prill knapp. Sie gerieten rein zufällig in die Auseinandersetzung in der Schanzenstraße.
Dort hatten, so die bisherigen polizeilichen Erkenntnisse, „etwa 15 Vermummte vermutlich aus der autonomen Szene“ am Freitagabend kurz vor Mitternacht zwei Beamte mit Flaschen und Steinen angegriffen. Dabei wurde der Peterwagen erheblich demoliert. Die Polizeischüler, die in diesem Moment zufällig am Tatort vorbeifuhren, wurden mit Steinen, Flaschen und Farbbeuteln attackiert.
„Das ganze“, so Staatsrat Prill, „dauerte gerade mal zwei Minuten.“ Dann seien die Angreifer über „die verwinkelten Gänge und Hinterhöfe des Schanzenviertels geflüchtet“. Es sei „völlig richtig“ vom Zugführer gewesen, die unerfahrenen Polizeischüler nicht hinterherzuschicken.
Laut Prill würde die Polizei zur Zeit „intensiv vor Ort ermitteln und nach Augenzeugen suchen“. Die Innenbehörde nehme den Vorfall „sehr ernst“ und setze eine Belohnung von 5000 Mark für Hinweise aus.
Heino Vahldieck gab sich mit diesen Auskünften zufrieden. Nicht so sein Fraktionskollege Karl-Heinz Warnholz. Ob es zutreffe, wollte der CDU-Mann von Staatsrat Prill wissen, daß in der Roten Flora am Schulterblatt „gastronomische Veranstaltungen“ stattfänden, für die „weder Gewerbe- noch Umsatzsteuern bezahlt“ würden? Prill war perplex: „Was hat das mit dem Überfall zu tun?“ fragte er zurück. Und bekam keine Antwort. smv
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen