Ufa-Fabrik sagt Reinkarnation ab

■ Ufa-Fabrik lud den wegen antisemitischer Äußerungen verurteilten Esoteriker Trutz Hardo wieder aus. Er sollte ein Reinkarnationswochenende in der alternativen Kulturfabrik durchführen

„Reinkarnation total“ sollte am Wochenende in der alternativen Ufa-Fabrik in Tempelhof auf dem Programm stehen. Mit Trutz Hardo alias Tom Hockemeyer hatte sich eine bekannte Größe der Esoterikszene angekündigt, um seiner Fangemeinde „die neuesten Beweise für die Reinkarnation“ zu demonstrieren.

Doch Hardos Thesen sind mehr als umstritten. Im Mai 1998 wurde er vom Amtsgericht Neuwied wegen Volksverhetzung und Beleidigung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe von 4.000 Mark verurteilt. „Er hat den Nationalsozialismus in einer Weise verharmlost, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“, heißt es in der Urteilsbegründung. Die Anklage stützte sich im wesentlichen auf Hockemeyers über tausend Seiten dickes Buch mit dem Titel „Jedem das Seine“, das jetzt in Deutschland auf dem Index steht. Darin bezeichnete er die Vernichtung der Juden als gerechte Sühne für begangene Untaten in ihrem früheren Leben. Auf diese Weise läßt sich auch jeder Täter entschuldigen, denn, so Hardo: „Nicht er hat den Juden das Schicksal der Gaskammern zuerteilt, sondern jene haben es sich selbst ausgesucht, denn nichts geschah gegen ihren Wunsch und freien Willen.“

In seiner Prozeßerklärung vor Gericht bekräftigte Hardo seine Thesen: „Eine Frau, die vergewaltigt wird, erhält damit die gerechte Strafe dafür, daß sie einmal – als Mann – vergewaltigt hat. Wenn Kinder ermordet werden, ist das eine Strafe für die Eltern, die womöglich in einem früheren Leben ein Kind verstoßen haben.“ So sei „karmisch gesehen“ auch der Holocaust an den Juden eine Konsequenz für deren zuvor verübtes Unrecht.

„Wir haben erst im nachhinein von Hockemeyers politischen Umtrieben erfahren. Die passen nicht zum multikulturellen Konzept der Ufa-Fabrik“, begründet Florian Gronen, Sprecher der Ufa-Fabrik, die kurzfristige Absage. Die Veranstaltung finde nun aber „definitiv nicht“ in der Ufa-Fabrik statt, so Groten. InteressentInnen, die sich für den Kurs angemeldet hatten, habe man schriftlich abgesagt. Während die Kurse am Sonnabend für die zahlende Kundschaft reserviert waren, sollte das Spektakel mit einem kostenlosen Vortrag am Sonntag zu Ende gehen.

Trutz Hardo gab sich auf Nachfrage ahnungslos. „Mir hat niemand abgesagt. Ich habe noch die ganze Zeit für das Wochenende geworben.“ Er sieht sich als Opfer von Esoterikfeinden um die ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth. Der Vorwurf des Antisemitismus entbehre jeder Grundlage. Er sei der „projüdischste Deutsche“ überhaupt und habe sich sogar während des Sechs-Tage-Krieges freiwillig zur israelischen Armee gemeldet. Die Jüdische Gemeinde Hessen ließ sich davon ebensowenig überzeugen wie die Grünen Darmstadts. Sie hatten nach einem Auftritt Hardos in Darmstadt im November 1996 Anzeige gegen den in Kreuzberg wohnenden Esoterikpapst gestellt.

„Trutz Hardo ist in der Esoterikszene durchaus keine Ausnahme. Rechtes und menschenverachtendes Gedankengut ist in der Esoterikszene im Vormarsch“, meint Roland Walther vom Sektenarchiv der Umweltbibliothek. Jan van Helsings Bücher mit dem Titel „Geheimgesellschaften“, gegen die in der Schweiz wegen Rassismus und Antisemitismus ermittelt wird, seien z.B. noch immer Bestseller in der Esoterik-Szene. Peter Nowak