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Kompetent und praxisnah

Die Computer-AG am Gymnasium Meckelfeld ist mittlerweile mit einem eigenen Server im Internet  ■ Von Hans-Arthur Marsiske

Am Gymnasium Meckelfeld gibt es keinen Informatik-Unterricht. Für das Lernen am Computer hat das einen großen Vorteil: Es gibt auch keinen Informatik-Lehrer, der – wie an den meisten anderen Schulen – den Schlüssel zum Computerraum hütet. In Meckelfeld steht dieser Raum immer offen. Die Schüler können jederzeit hinein und an den Rechnern arbeiten – eine Möglichkeit, die die etwa 50 bis 60 Mitglieder der Computer-AG auch fleißig nutzen.

Bei diesem freiwilligen Lernen hat sich seit 1993 so viel Kompetenz angesammelt, daß ehemalige Schüler im vergangenen Jahr eine eigene Firma („Orbital Computer“) gründen konnten, die ihre Aufträge mittlerweile auch an andere Mitglieder der Computer-AG weitergibt. Aber nicht nur die Schüler profitieren von den Fachkenntnissen der Computerfreaks: In einem bemerkenswerten Experiment ließen sich hier vor einem Jahr die Lehrer von Schülern im Umgang mit den Rechnern unterweisen.

Jetzt haben die niedersächsischen Computer-Experten ihre neueste Entwicklung vorgestellt: einen Internet-Server, der ohne Standleitung auskommt. „Das ist besonders für Firmen mit einer sehr wartungsintensiven Website interessant, auf die relativ selten zugegriffen wird“, sagt der betreuende Lehrer Hans-Joachim Kiehl, der ansonsten Mathematik und Physik unterrichtet. Wer im Internet mit einer eigenen Website präsent ist, legt die häufig auf einem externen Server ab, zumeist direkt beim Provider. Die großen Online-Dienste wie T-Online, AOL oder Compuserve etwa bieten ihren Mitgliedern gratis mehrere Megabyte Speicherplatz. Für private Websites mag das in der Regel ausreichen, kommerzielle Anbieter dagegen benötigen zumeist mehr Speicherkapazität. Außerdem müssen kommerzielle Websites regelmäßig aktualisiert werden. Das ist bei externen Servern aufgrund der wechselhaften Auslastung des Internets aber mit einem großen und vor allem unkalkulierbaren Zeitaufwand verbunden.

Um die Wartung der Website zu erleichtern, entschließen sich daher viele Firmen, in ihren Räumen einen eigenen Server zu betreiben. Der dadurch gewonnenen Zeitersparnis stehen allerdings höhere Verbindungskosten gegenüber: Damit jederzeit auf die Daten des Servers zurückgegriffen werden kann, muß er über eine Standleitung ständig mit dem Internet verbunden sein. Die Kosten dafür liegen leicht bei mehreren tausend Mark im Monat.

Können sich also nur umsatzstarke Unternehmen einen eigenen Server leisten? Nein, sagen die Mitglieder der Meckelfelder Computer-AG. Auf der Basis des Betriebssystems Windows NT haben sie eine einfache Software entwickelt, die die Verbindung zum Internet erst herstellt, wenn auf die Homepage zugegriffen wird. Die damit verbundene Zeitverzögerung von etwa vier bis fünf Sekunden macht sich bei der wechselhaften Auslastung des Internets kaum bemerkbar. Inzwischen ist das Gymnasium mit einem eigenen Server im Netz vertreten.

Für die Schule, räumt Kiehl ein, sei ein eigener Server eigentlich nicht notwendig. Für ihn steht der pädagogische Aspekt des Projekts im Vordergrund. „Besonders gut finde ich, daß Schüler und Schulabgänger weiter zusammenarbeiten“, sagt er. Die Arbeit in der Computer-AG biete eine sehr praxisnahe, konkrete Vorbereitung aufs Berufsleben: „Leute mit Internet-Kenntnissen sind derzeit auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt.“ So wird die AG denn auch durch örtliche Firmen mit Sachspenden unterstützt, die im Gegenzug Hilfe und sachkundigen Rat etwa bei der Gestaltung ihrer Homepages bekommen – oder gleich eine komplette, selbstentwickelte Software, die die für die Gestaltung notwendigen HTML-Codes bereits in das Textverarbeitungsprogramm Word integriert.

Stolz ist Kiehl auch auf eine aus 14 Teilnehmerinnen bestehende reine Mädchengruppe, die von sechs erfahreneren Schülerinnen geleitet wird. Daß eine – zumindest vorübergehende – Trennung der Geschlechter bei der Arbeit am Computer von Vorteil ist, hat sich auch an anderen Schulen gezeigt.

Bei den Kollegen stößt die Computer-AG nicht auf ungeteilte Zustimmung, was auch mit der Konkurrenz um die chronisch knappen Finanzmittel und einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber Computern im Unterricht zu tun hat. Dessenungeachtet breiten sich die Rechner im Gymnasium Meckelfeld weiter aus: Demnächst soll die Bibliothek an das schulinterne Netz angeschlossen werden.

Weitere Informationen bei Hans-Joachim Kiehl, Tel. 040/768 26 61 oder 04105/57 05 46, oder im Internet: http://www.gymmeck.de .

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