Hotel der Künste

■ Akademie am Pariser Platz fürchtet um Neubau

Warum tut sich das Land Berlin mit dem geplanten Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz nur so schwer? Der Wettbewerb für das Gebäude ist vor Jahren entschieden worden. Die Glasfassade des Architekten Günter Behnisch hat zuletzt auch die Bauverwaltung überzeugt. Der Standort ist „erste Sahne“. Und wer die steinernen Banken, Bürokisten und Botschaften rings um den Platz genau ins Visier nimmt, kann nur den Kopf schütteln über die ewige Baulücke zwischen dem Hotel Adlon und der benachbarten DG-Bank. Nichts hätte der Stadt besser angestanden, als das einzige öffentliche Haus vor Ort – nämlich die Akademie mit ihren Archiven, Ausstellungshallen und Veranstaltungsräumen – zu pushen, statt zu behindern.

Wenn das Land jetzt nach einem Investor Ausschau hält, der den rückwärtigen Teil des Grundstücks erwerben kann, sieht das auf den ersten Blick wie die bekannte Verhinderungstaktik des ungeliebten Behnisch-Entwurfs aus. Quasi durch die Hintertür, das fürchtet jedenfalls Akademie-Präsident György Konrád, könne da ein Gesamtkonzept gekippt werden, das dem Bausenator schon immer ein Dorn im Auge war. Und weil das Hotel Adlon schon Interesse an dem Nachbargrundstück bekundet hat, ist Konrád doppelt aufgeregt. Gastronomien oder Edelboutiquen für die Herberge machten aus der Akademie eine feinsinnige Pförtnerloge für das Hotel.

Die Akademie sorgt sich zu Recht, übersieht dabei jedoch etwas. Klar war immer, daß das Land für die Realisierung des Glaspalastes private Bauträger aktiviert, weil die Mittel in der Haushaltskasse fehlen. Daß denen Nutzungswünsche eingeräumt werden, versteht sich von selbst: für Galerien etwa oder Buchläden – für anderes nicht, auch nicht für eigene Entwürfe.

Doch genau darum geht es. Verzichtet der Senat beim Verkauf des Grundstücks auf die Vorgaben für die Nutzung, stellt er in der Tat die baulichen Essentials für das gesamte Haus in Frage. Dann ist vom Aldi-Supermarkt bis zum Bürotrakt alles möglich, und das Glashaus könnte zerschlagen werden. Nicht Verkauf, sondern Ausverkauf findet dann statt. Rolf Lautenschläger

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