: Israelis fürchten palästinensischen Häftlingsaufstand
■ Jassir Arafat hält weiterhin einen eigenen Staat für die einzig mögliche Lösung des Konflikts
Ramallah/Stockholm (dpa) – Mit Straßenschlachten zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten im Westjordanland hat sich der Streit beider Seiten über die Freilassung palästinensischer Häftlinge am Samstag verschärft. Bei den Protesten wurden mehr als 20 Palästinenser und drei Soldaten verletzt. Die Soldaten setzten Tränengas und mit Hartgummi umhüllte Stahlgeschosse ein. Palästinenser warfen Steine auf Häuser der jüdischen Siedlung Ariel.
Gestern wurde ein Massenhungerstreik palästinensischer Gefangener ausgeweitet. Inzwischen beteiligt sich mehr als ein Fünftel der etwa 3.000 in israelischen Gefängnissen sitzenden Palästinenser. Nach Presseberichten rechnet Israel anläßlich des in einer Woche geplanten Besuchs von US-Präsident Bill Clinton mit einem „großangelegten palästinensischen Häftlingsaufstand“. Auslöser ist die Wut über die israelischen Kriterien für die versprochene Freilassung palästinensischer Häftlinge. Nach palästinensischen Informationen will Israel nur 200 politische Häftlinge freilassen. Die übrigen der 750 freizulassenden Palästinenser seien Kleinkriminelle, die oft ohnehin nur kurze Haftstrafen verbüßten.
Palästinenser-Präsident Jassir Arafat schlug am Samstag bei einer Rede in Stockholm versöhnliche Töne an: „Die palästinensische Seite will nie wieder einen bewaffneten Kampf gegen Israel führen.“ Seiner Ansicht nach kann nur die Bildung eines palästinensischen Staates den Konflikt beenden. Arafat wiederholte allerdings nicht die Ankündigung, einen solchen Staat im Mai kommenden Jahres ausrufen zu wollen. Beide Seiten sollten sich vor diesem Datum auf die Grenzen eines Palästinenserstaates einigen, sagte er. „Palästinenser und Israelis sollten frei leben, arbeiten und reisen können – sowohl in Palästina als auch in Israel.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen