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Zeuge im Anwar-Prozeß macht Kehrtwende

■ Belastende Aussagen im Kreuzverhör der Verteidigung überraschend zurückgenommen

Kuala Lumpur (dpa/AFP) – Im Sex- und Korruptionsprozeß gegen den früheren malaysischen Vizepremier und Finanzminister Anwar Ibrahim hat gestern ein wichtiger Zeuge der Anklage seine belastenden Aussagen überraschend zurückgenommen. Azizan Abu Bakar, ein früherer Fahrer des Politikers, hatte in der vergangenen Woche gesagt, von diesem 1992 mehrmals zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden zu sein.

Im Kreuzverhör der Verteidigung sagte er aber gestern, er habe Anwar über Jahre weiter getroffen, weil es keine sexuelle Beziehungen zwischen ihnen gab. Beobachter gingen davon aus, daß der Fahrer wegen der Art der Frage, die erst auf englisch und dann auf malaiisch vorgetragen wurde, verwirrt war. Wenn es der Verteidigung gelingen sollte, die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern, wäre dies ein schwerer Rückschlag für die Staatsanwaltschaft.

Anwars Anwalt Christopher Fernando gab sich jedoch zurückhaltend und erklärte, es sei Sache der Staatsanwaltschaft, über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Auch rechne er damit, daß sich das Verfahren länger als geplant hinziehen werde. Vor dem Gerichtssaal wurden die Verteidiger von Anhängern Anwars begeistert gefeiert. Anwar (51) war im September als Finanzminister und Vizepremier entlassen und später festgenommen worden. Er sieht sich als Opfer einer politischen Verschwörung im Auftrag von Regierungschef Mahathir Mohamad.

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