Büro der Grünen von Tamilen besetzt

■ Reaktion von Außenminister Fischer wird heute erwartet

Vertreter der tamilischen Gemeinde in Bremen haben gestern morgen um 10 Uhr das Büro der Grünen an der Schlachte besetzt. Am 50. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte wollten die zwanzig Personen auf friedliche Art und Weise auf die Situation tamilischer Flüchtlinge in Deutschland aufmerksam machen.

Im Büro der Grünen ging der Arbeitsbetrieb weiter wie gewohnt, für das Anliegen der Gruppe zeigten die Mitarbeiter Verständnis. Vom Büro aus schickten die Tamilen einen Bittbrief an Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und bekundeten ihren Willen, die Nacht in dem Büro zu verbringen, falls er nicht auf ihren Bittbrief reagieren sollte. Um 15 Uhr meldete sich telefonisch ein persönlicher Referent Fischers und sagte zu, dem Außenminister einen Entwurf für ein Antwortschreiben vorzulegen. Fischer werde den Entwurf bereits auf dem Flug nach Wien prüfen, wo am Freitag der Europarat tagt. Daraufhin verließ die Delegation das Bürogebäude.

„Die Tamilen dürfen derzeit nicht nach Sri Lanka zurückgeschickt werden“, sagt Somasandaran Pathmakanthan, Sprecher der Besetzer. „Bis Ende des Jahres sollen aus Bremen ungefähr zehn Menschen nach Sri Lanka abgeschoben werden.“ Besonders junge tamilische Rückkehrer zwischen 25 und 30 Jahren würden in Colombo sofort ins Gefängnis gesteckt, weil ihnen die Mitgliedschaft bei den tamilischen Widerstandstruppen unterstellt werde.

2.000 Tamilen leben derzeit in Bremen, schätzt Pathmakanthan, rund 1.600 seien in der Bremer Zweigstelle der neuen „Solidaritätsgruppe für das Selbstbestimmungsrecht der Tamilen“ (SST) organisiert. Der Vorsitzende der bundesweit tätigen Organisation mit Sitz in Bielefeld, Kanagasabapathy Mathy, spricht von mindestens 45.000 Tamilen in Deutschland. Auch in Bielefeld wurde gestern im Büro der Grünen ein Bittbrief abgegeben.

Die Erwartungen der Tamilen an Fischer sind hoch: Der Außenminister solle sich um einen Abschiebestopp für Flüchtlinge tamilischer Volkszugehörigkeit aus Sri Lanka einsetzen und Druck auf die Sri Lankische Regierung ausüben, damit Menschenrechte eingehalten und das Schicksal von 600 „Verschwundenen“ geklärt werden. Fischer solle sich für internationale Vermittlung im Konflikt zwischen Sri Lanka und den Tamilen einsetzen. Mit einer Antwort des Außenministers rechnet die Solidaritätsgruppe im Lauf des heutigen Tages. cd