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Vilmar rudert doch zurück – aber nur ein kleines Stück

■ Ärztepräsident nennt eigene Aussagen „ironisch überzogen“, ist auf Reaktionen aber stolz

Frankfurt/Main (AP/dpa/taz) – Ärztepräsident Karsten Vilmar schwant wohl doch, daß er sich mit seinen Aussagen zur rot-grünen Gesundheitspolitik keinen Gefallen getan hat. Nach heftiger Kritik sagte er am Wochenende der Nachrichtenagentur AP, seine Formulierungen seien „ironisch überzogen und hart“ gewesen.

Jedoch deutete er zugleich an, die Aufregung bewußt provoziert zu haben. Gerade das „große Erschrecken über diese scharfen Vokabeln“ habe dafür gesorgt, daß die Problematik diskutiert werde. Sachlichere Erklärungen wären dagegen unbeachtet geblieben, sagte der 68jährige Chirurg.

Vilmar hatte Ende vergangener Woche behauptet, aufgrund der geplanten dauerhaften Begrenzung der Gesundheitsausgaben durch die Bundesregierung würden Patienten „früher sterben“. Dafür bezog er auch am Wochenende Prügel: Nach Politikern von SPD und CDU legte ihm als erstes Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer nun auch der Berliner Ärztepräsident Ellis Huber den Rücktritt nahe. Er sagte, mit seinen „schlichtweg dummen und objektiv falschen“ Äußerungen sei Vilmar nicht mehr tragbar. Bereits vor den jüngsten Äußerungen habe der Vorstand der Bundesärztekammer Vilmar ausdrücklich für seine „destruktive Haltung“ gegenüber der Bundesregierung kritisiert. Vilmar fördere das Bild vom geldgierigen Mediziner und sei daher „eine Schande für unseren Berufsstand“, sagte Huber. „Ich schäme mich für Vilmar.“

Indes nannte der Chef des Hartmannbundes Hamburg Klaus Wagner die Kritik den „Gipfel der politischen Heuchelei“. In der Sache habe Vilmar „den Finger in die Wunde gelegt“, sagte der Funktionär des Ärzteverbandes. Moderne Medizin werde nicht mehr für alle Bürger zur Verfügung stehen.

Die Bonner Grünen-Fraktionschefin Kerstin Müller wertete Vilmars Aussagen als „unverantwortliche Abzockermentalität“. Sie warf dem Ärtzepräsidenten vor, Patienten als „ideologisches Kanonenfutter“ zu benutzen. Mit Nachdruck stellte sich die Grünen-Politikerin hinter die vom Bundestag beschlossenen ersten Korrekturen in der Gesundheitspolitik. Müller verwies zugleich auf Zuwächse bei den Ärztehonoraren in Milliardenhöhe.

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