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Muskatnuß an der Scham

■ Lauter scharfe Sachen: Liebeszauber im Gewürzmuseum

Seine liebessteigernden Kräfte brachten dem Sellerie im Volksmund die Namen Geilwurz und Bockskraut ein. Im verhängnisvollen Liebestrank von Tristan und Isolde soll er den Hauptteil ausgemacht haben. Sellerie und Gewürze, die die Leidenschaft entfachen, präsentiert das Hamburger Gewürzmuseum „Hot Spice“ vom 2. Januar an. Bis zum 31. März sind auf dem Holzboden in der Speicherstadt (Sandtorkai 32) Aphrodisiaka zu sehen.

Muskatnuß für die Manneskraft, Safran für mehr Sinnlichkeit und Begierde weckendes Bohnenkraut hat Museumsleiter Uwe Paap in dem in seiner Art weltweit einzigartigen Gewürzmuseum versammelt. Ein „Erotic Bag“ verlockt mit Senfsaat zum wohligen Wühlen, auf einem Tisch ist ein Liebesmenü serviert, Bücher informieren über Liebesdüfte und Zaubertränke.

Jahrhundertealte Rezepte beschreiben die Herstellung von Pfefferzäpfchen oder potenzsteigernden Ölen. Französische Hexen gaben Mädchen den Rat: „Bohre Löcher in eine Muskatnuß, trage sie einige Tage unter der Achselhöhle oder an der Scham, zermahle die Nuß und reiche sie dem Liebsten in einem Getränk – er wird dich lieben müssen.“

Nicht alles ist zur Nachahmung empfohlen. Ein altertümlicher Heilkundiger wußte: „Senfmehl, mit Honig vermischt und auswendig übergelegt, so lange, bis die Haut rot wird, ist nützlich dem Manne, so er beim Venuswerk ungeschickt ist.“ Museumsgründer Paap schwört auf ein einfaches Rezept: Kleingeschnittene Zwiebeln mit Pfeffer, Muskat, Salz und Ingwer zwei Tage lang einlegen und dann mit Eigelb braten. „Ich kann Ihnen sagen, das gibt einem schon ein gewisses Feeling“, meint er. Und der Mundgeruch? „Kauen Sie etwas Kardamom, und das Küssen macht wieder Spaß.“ Britta Janssen

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