: Mit „smile & fly“ zu den „Negern“ Von Karl Wegmann
Der/Die Deutsche an sich ist sehr reisefreudig. Natürlich ist er/sie immer noch nicht gerne gesehen im Ausland. Inzwischen sind zwar etliche Bücher, Filme und Fernseh- Dokus über den „häßlichen Deutschen“ und seine Ferien erschienen und ein paar Zentner Witze darüber gemacht worden, aber das stört nicht weiter. Das Klischee stimmt: Im Urlaub fühlt sich der/ die Deutsche immer noch wie der Herrscher im Dschungel.
Um Aufstände und Massaker in den jeweiligen Urlaubsländern möglichst zu vermeiden, sind die Reiseveranstalter gezwungen, sogenannte, geschickt formulierte, „nützliche Hinweise“ in ihren Prospekten unterzubringen. Ein schlichtes „Sie sind Gast in diesem Land, bitte benehmen Sie sich“ reicht da nicht aus, das würde der/ die Deutsche nicht verstehen. Also heißt es zum Beispiel: „Im Ausland dürfen Sie nicht damit rechnen, daß jeder deutsch kann.“ Oder: „Bitte bedenken Sie, daß die Leute in südlichen Ländern einen anderen Sinn fürs Leben haben, wesentlich ruhiger sind und auf Perfektion nicht allzugroßen Wert legen.“ Und: „In einem anderen Land dürfen Sie nicht unbedingt deutsche Küche oder deutsche Portionen erwarten.“ Ach so! Das muß einem ja auch gesagt werden, obwohl es lästig und ärgerlich ist für den Deutschen Urlauber.
Die oben angeführten „nützlichen Tips“ stammen aus dem neuen Katalog („Sommer 99“) von „alltours“. Noch besser, weil viel deutlicher, sind die Anmerkungen „Wichtiges und Wissenswertes“ von „smile & fly“. Das hört sich dann so an: „Erwarten Sie keine Pünktlichkeit und vor allem keine allzu große Gründlich- bzw. Sauberkeit.“ Und wo „FTI-Touristik“ sich auf interessante Informationen über die Eingeborenen („Auf Jamaika treten unter den religiösen Sekten am auffälligsten die ,Rastafaris‘ in Erscheinung. Man erkennt sie an ihrem langen, zu Zöpfen geflochtenen, verfilzten Haar. Aber keine Angst, sie sind harmlos!“) beschränkt, gibt „Lächeln & Fliegen“ sogar noch originelle Verhaltensregeln preis: „Bitte beachten Sie, daß das Wort ,Neger‘ als Schimpfwort aufgefaßt wird. Benutzen Sie besser die Bezeichnung ,Schwarzer‘ oder ,Afrikaner‘.“ Aha! „Neger“ ist also kein Schimpfwort, es wird einfach nur so „aufgefaßt“. Da kann sich nun wirklich kein deutscher Rassist beleidigt fühlen. Er darf in Kenia dann einfach nicht sagen: „Ey, du Neger, mach mich mal noch 'n Pils“, sondern korrekt: „Ey, Schwarzer, ich will'n Pils“. Damit kann die deutsche Dumpfbacke leben, das kann er sich merken. Mit seinem neuen Wissen kann er dann sogar, nach überstandenen Ferien, seine Freunde beim Diavortrag beeindrucken: „In Afrika darf man zu den Negern nich' ,Neger‘ sagen, die wollen daß man die ,Schwarze‘ nennt, höhöhö.“
Doch „smile & fly“ bemüht sich auch darum, daß der/die Deutsche in nicht allzu engen Kontakt mit den Eingeborenen kommt. Denn das wäre, so behaupten sie, fatal: „Nach Einbruch der Dunkelheit sollten Sie weder die Hotelanlage verlassen noch am Strand spazieren gehen“. Man könnte ja auf „Schwarze“ oder „Afrikaner“ stoßen, und was dann passiert... Bleibt die Hoffnung, daß irgendwann bei den deutschen Touristikunternehmen der „nützliche Hinweis“ auftaucht: „Nach Einbruch des Deutschtums wird Ihnen leider die Einreise verweigert.“
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