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Schuld sind immer andere

■ Irans religiöser Führer: Die Morde an Dissidenten geschahen in fremdem Auftrag

Berlin (taz) – Für Irans religiösen Führer ist die Sache klar: Die Mörder von fünf iranischen Dissidenten in den letzten vier Wochen handelten im ausländischen Auftrag. „Diese arroganten Mächte und ihre Helfer begehen Verbrechen und verstärken dann ihre Propaganda gegen das iranische System“, erklärte Ali Chamenei gestern in einer Ansprache.

Exiliraner halten Chamenei dagegen für einen der Drahtzieher der Mordserie. Das religiöse Oberhaupt und Irans Expräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani hätten die Anschläge gemeinsam ausheckt, um dem vergleichsweise moderaten Präsidenten Mohammad Chatami zu schaden, wußte gestern der frühere Staatspräsident Abolhassan Banisadr in seinem Pariser Exil. Die Morde sollten Chatami „zu verstehen geben, daß seine Entmachtung beschleunigt wird, wenn er sich nicht den Anordnungen der Allianz Chamenei/Rafsandschani unterordnet.“

Der wegen seines Versprechens, sich für mehr Freiheit einzusetzen, 1996 überraschend gewählte Chatami, artikulierte gestern seine Hauptsorge: daß die Morde Teil eines Komplotts seien und mit weiteren Toten gerechnet werden müsse. Das fürchten auch iranische Intellektuelle. Nachrichtenagenturen berichten aus Teheran, politisch Andersdenkende seien zu Freunden gezogen oder hielten sich versteckt.

Der Kölner Verein zur Verteidigung der politischen Gefangenen im Iran appelliert in einem Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan, sich für die iranischen Dissidenten einzusetzen. „Wir hoffen, daß eine scharfe Verurteilung des iranischen Regimes durch die UNO die Leben anderer Intellektueller retten kann“, heißt es in dem Schreiben. Die Bundesversammlung von Bündnis 90/Die Grünen forderte am Wochenende das Auswärtige Amt auf, bei der iranischen Regierung Aufklärung der Morde zu verlangen. Der Verband iranischer Schriftsteller im Exil plant am Wochenende Proteste in Bonn. taud

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