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Metaller wollen Hochprozentiges

■ IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn, Arbeitgeber wollen flexiblen Abschluß

Berlin (taz) – Die Bilder in der „Tagesschau“ sagten alles. In Bonn schüttelten am Montag vor einer Woche Arbeitgeber und Gewerkschafter die Hände und plauderten unverbindlich über ein Bündnis für Arbeit, in Düsseldorf hingegen ging es knallhart zur Sache. 6,5 Prozent mehr Lohn forderte dort die IG Metall Nordrhein-Westfalen zum Auftakt der neuen Tarifrunde. Die Tarifpartner in Baden-Württemberg und fünf weitere Bezirke zogen gestern mit der gleichen Forderung nach. Für die künftige Beschäftigungsentwicklung dürften sich die Tarifverhandlungen als brisanter erweisen als die Bonner Elefantenrunde der Bündnis-für-Arbeit-Gespräche.

Schließt die IG Metall mit einem hohen Lohnabschluß ab, dürfen auch die Banker, Postler und der öffentliche Dienst nicht allzuweit zurückstehen. In Wirklichkeit geht es in den Metall-Tarifverhandlungen um Lohnfragen für mehr als zehn Millionen Beschäftigte.

IG-Metall-Chef Klaus Zwickel hat mit der Tarifforderung vollmundig das „Ende der Bescheidenheit“ angekündigt. „Wann, wenn nicht jetzt, sollen Arbeitnehmer ihren Anteil an dem Gewinn der Metallindustrie erhalten?“ fragte Frank Teichmüller, Bezirkschef der IG Metall Bezirk Küste. Die IG Metall setzt ihre hohe Lohnforderung aus Preiserhöhungen, dem Anstieg der Produktivität und einer Umverteilungskomponente zusammen.

Doch die Gewinne der Unternehmen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall weist darauf hin, daß sich die Ertragslage der Metall- und Elektrounternehmen 1997 und 1998 zwar insgesamt verbessert habe, gleichzeitig aber seien die Unterschiede zwischen den Firmen größer geworden. Gesamtmetall will einen „differenzierten Abschluß“.

Auf einer ersten Ebene soll eine Lohnerhöhung für alle vereinbart werden. Diese Lohnerhöhung müsse „Anschluß an den Tarifabschluß für 1998“ halten, erklärt Gesamtmetall-Sprecher Werner Riek. In der vergangenen Tarifrunde wurden 2,5 Prozent mehr Lohn vereinbart.

Auf der zweiten Ebene will Gesamtmetall eine Einmalzahlung festlegen, die aber von den Betrieben je nach Ertragslage gezahlt werden kann oder nicht. Außerdem sähe Gesamtmetall gerne eine „Experimentierklausel“ im Vertrag, nach der auch das Weihnachts- und Urlaubsgeld an den Erfolg des Unternehmens gekoppelt werden soll.

Gesamtmetall-Chef Werner Stumpfe hat schon früh angekündigt, er sähe in den diesjährigen Tarifverhandlungen einen Spielraum von vier Prozent, eine Zahl, die der Arbeitgeberverband aber lieber erst mal nicht wiederholen will. Dennoch läßt Stumpfes Äußerung erwarten, daß es in der Tarifrunde für 1999 nicht hart auf hart kommen wird.

Neue tarifliche Flexibilität lehnt die IG Metall jedoch ab. Betriebliche Öffnungsklauseln würden die Macht der größten Einzelgewerkschaft der Welt zu sehr unterminieren. Die alte Arbeitgeberforderung nach betrieblicher Öffnung und ergebnisabhängiger Bezahlung sei nur eine „Wiederholung des jährlichen Rituals“, so Teichmüller. In dieser Tarifrunde ginge es darum, den Arbeitnehmern, die gleichbleibende Kosten hätten, gesicherte Einkommenserhöhungen zu verschaffen.

Daß ein bundesweit flächendeckender und hochprozentiger Abschluß aber nicht mehr so ganz in die wirtschaftspolitische Landschaft paßt, schwant auch der IG Metall. Noch ist unklar, welcher Tarifbezirk den ersten, den „Pilotabschluß“ macht, nach dem sich dann die anderen richten müssen. Es gebe zum Teil gewerkschaftsintern „heftige Debatten“ über die Höhe der Forderung, hieß es im Infodienst direkt der IG Metall. Metallern aus Krisenbetrieben zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen waren die 6,5 Prozent zuviel an Forderung. Andere, vor allem in der gewinnträchtigen Autoindustrie, fanden, es könne doch erheblich mehr sein.

Um mehr Beschäftigung zu erzielen, plädieren Wirtschaftsexperten für Lohnsteigerungen, die nicht höher liegen als die Steigerung der Produktivität. Die liegt für die Metallbranche in diesem Jahr bei vier Prozent, für die Gesamtwirtschaft für 1999 bei 1,7 Prozent. Barbara Dribbusch

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