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■ QuerspalteIm Glückstabellenkeller

Die Londoner School of Economics hat weltweit Menschen nach ihrem subjektiven Glücksempfinden befragt. Während Deutschland ziemlich schlecht gelaunt auf Rang 42 landete, machten Bangladesch (1), Aserbaidschan (2) und Nigeria (3) die Glücksmedaillen unter sich aus. Gut drauf und unter den Top ten sind auch Indonesien (4), Ghana (6), China (8), Indien (5) und Polen (9). Die angeblichen Selbstmordweltmeister aus Ungarn (20), selbst die Rumänen (25) liegen im besseren Mittelfeld, weit vor den Niederlanden (29), Island (34) und Dänemark (35).

Das Verhältnis zwischen wirtschaftlichem Reichtum und subjektivem Glücksempfinden stellt sich also in etwa so dar, wie es Charles Dickens in seinen berühmten Weihnachtsgeschichten beschrieben hat: Geld macht unglücklich, einsam und impotent.

Doch die von der Londoner School of Economics angebotenen Erklärungsmuster befriedigen nicht so richtig: Die individualisierten Reichen seien unglücklicher als die traditionell gebundenen Armen, weil sie ein so hohes Level an Wohlstand erreicht hätten, daß Einkommenssteigerungen sich nicht mehr auf ihr individuelles Glücksempfinden auswirken würden, während ein geringer Einkommenszuwachs in Bangladesch etwa eine große Wirkung auf die Lebensqualität habe. Der Glückstabellenkeller, in dem es sich Rußland (50), die Ukraine (51), Weißrußland (52), Bulgarien (53) und Moldawien (54) gemütlich gemacht haben, spricht jedoch dagegen: Mit genauso viel oder mehr Recht könnte man behaupten, daß die Menschen, die am wenigsten Zigaretten rauchen, am unglücklichsten sind.

Wie auch immer. Vermutlich wird die Glücksrangliste nach ihrer Veröffentlichung ohnehin durcheinanderkommen: In Deutschland wird man sich so lange darüber ärgern, nicht Letzter geworden zu sein, bis man es endlich dann doch ist. Später wird sich der masochistische Gewinn dann wieder in einen Verlust verwandeln. Detlef Kuhlbrodt

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