Glas soll am Glasbruch schuld sein

■ Bauverwaltung schließt Schwankungen des Grundwassers als Ursache für den Absturz von Fassadenteilen am Lafayette weitgehend aus

Die vorübergehende Schließung des Kaufhauses Lafayette in der Friedrichstraße steht nach Ansicht der Bauverwaltung nicht auf der Tagesordnung. Die Reparatur der Glasfassade, von der kürzlich wieder eine Scheibe auf den Gehweg herabgefallen war, mache derartig „drastische Maßnahmen“ nicht notwendig, sagte gestern Petra Reetz, die Sprecherin von CDU-Bausenator Jürgen Klemann.

Arno Kempf, stellvertretender Leiter der Bauaufsicht im Bezirk Mitte, sieht das ähnlich. Gegenwärtig würden nach einer Anordnung des Bezirksamtes alle Glasteile der äußeren Fassade einzeln geprüft und danach wieder am Gebäude befestigt.

Sowohl Reetz, als auch Kempf können sich nicht vorstellen, daß die Schäden am Lafayette durch Grundwasserschwankungen hervorgerufen worden sind. Die Blöcke in der Friedrichstraße seien in unterirdische Wannen gebaut worden, so Reetz. Demzufolge schwanke eventuell das ganze Gebäude ein wenig, wenn sich der Grundwasserstand ändere. Zu internen Verwerfungen von einzelnen Teilen der Anlage komme es aber nicht, meint die Bausprecherin.

Die Schäden liegen „entweder am Material des Glases oder an der Art der Aufhängung“, sagte Reetz, nachdem sie sich bei den Bauexperten im Hause erkundigt hatte. Vermutlich sind vor der Montage nicht alle Scheiben auf ihre Festigkeit hin untersucht worden. Außerdem könnte die Aufhängung zu wenig Spielraum geboten haben, um die normale Ausdehnung des Glases bei Temperaturschwankungen zu verkraften. Der Block wurde von der Euro Projektentwicklungsgesellschaft gebaut und später teilweise an Lafayette vermietet.

Mit großer Wahrscheinlichkeit setzt der Glasbruch am Kaufhaus bald eine Kette von Schadenersatzverfahren in Gang. Der französische Kaufhauskonzern Lafayette wird sich an den Eigentümer Euro wenden. Dieser wiederum wird voraussichtlich versuchen, die Ansprüche an die Baufirmen durchzureichen.

Die Bauverwaltung hat derweil vom Bezirk Mitte einen Gesamtbericht angefordert, um zukünftige Gefährdungen der Passanten ausschließen zu können. Hannes Koch