piwik no script img

Pestizid Dieldrin verursacht Brustkrebs bei Frauen

■ Langzeituntersuchung bestätigt hormonelle Wirkung von Pestiziden auf den Menschen

Berlin (taz) – Das Pestizid Dieldrin fördert die Entstehung von Brustkrebs. Das geht aus einer gestern in den USA veröffentlichten Studie hervor. Die Autorin Annette Hoyer, Ärztin am Kopenhagener Zentrum für Bevölkerungsentwicklung, hatte das Blut von rund 7.000 US-amerikanischen Frauen auf den Gehalt von Dieldrin untersucht. Das Ergebnis: Frauen, bei denen besonders hohe Dosen der Substanz nachgewiesen wurden, erkrankten etwa doppelt so häufig an Brustkrebs wie die, bei denen wenig Dieldrin im Blut entdeckt wurde.

Dieldrin war in den USA bis 1980 als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft weit verbreitet. Als sich in Laborversuchen herausstellte, daß die Substanz bei Tieren Krebs erzeugt, wurde sie verboten. Bei Menschen konnte dieser Zusammenhang allerdings bislang noch nicht nachgewiesen werden.

Jetzt stellte sich heraus, daß Dieldrin deshalb so gefährlich ist, weil es sich im menschlichen Körper ähnlich verhält wie das Hormon Östrogen. Ein hoher Dieldrin-Gehalt stört den Hormonhaushalt empfindlich. Außerdem kann die Substanz nur sehr schlecht im Körper abgebaut werden, und deshalb ist sie jahrzehntelang im Blut nachweisbar.

„Wir wußten bislang, daß Brustkrebs durch das Hormon Östrogen begünstigt wird, weil es die Verbreitung der Krebszellen erleichtert“, erklärt Annette Hoyer. „Es ist also logisch, daß auch ein Nachahmer wie Dieldrin eine ähnliche Wirkung hat.“

Ein Forschungsprogramm der Bundesregierung untersucht seit einem Jahr die hormonelle Wirkung von Chemikalien. Laut einem Zwischenbericht wirken etwa 50 hierzulande eingesetzte Substanzen hormonell. Damit wird eine ähnliche Untersuchung der Umweltschutzorganisation WWF bestätigt. Jens Uehlecke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen