■ Kriegsreporter: Im Bus durch Bagdad
Bagdad (AFP) – Dicht an dicht drängen sich die ausländischen Journalisten im Pressezentrum des Informationsministeriums in Bagdad. Wenn wieder Bomben explodieren, verfallen die Kriegsreporter in berufsbedingte Hektik, um die Welt von einer neuen Angriffswelle zu unterrichten. Zwischen den Attacken sind ihre Möglichkeiten zur Berichterstattung beschränkt. Die Bewegungsfreiheit unterliegt drakonischen Auflagen. Auch die offiziellen Medien liefern nichts für Analysen über die Lage in der bombardierten Stadt. Was bleibt, sind vom Informationsministerium organisierte „Stadtrundfahrten“, anonyme Erklärungen von Behörden und heimliche Telefonate mit Bekannten.
Rund hundert ausländische Journalisten sind in Iraks Hauptstadt. Abgesehen von den Einschlägen in Sicht- oder Hörweite des staatlichen Pressezentrums können sie aber nur wenig berichten. Die Bilder von den Einschlägen nehmen ausländische TV-Teams direkt vom Dach des Pressezentrums auf. Am Eingang des Gebäudes stehen bewaffnete Posten, die Journalisten freundlich, aber bestimmt hindern, einen unbeaufsichtigten Gang zu unternehmen. Die Besichtigung der Einschlagsstellen ist nur im Rahmen offiziell organisierter Fahrten mit Vertretern des Informationsministeriums möglich. Ab und zu halten offizielle Vertreter Pressekonferenzen ab, um der Welt die irakische Sicht der Ereignisse mitzuteilen. Iraks Staats-TV und -rundfunk erwähnen die Angriffe mit keinem Wort. Bei zwei weiteren TV-Sendern – einem Jugendprogramm und einem Satellitenkanal sowie drei Radios herrscht Funkstille. Fast alle Zeitungen sind zur Lokalpresse mutiert. Nur das von Saddam Husseins Sohn Udai geführte Blatt Babel druckt vereinzelt Berichte internationaler Agenturen.
Neben dem US-Nachrichtenkanal CNN, der mit elf Mitarbeitern vor Ort ist, darf auch der aus Katar stammende Sender al- Dschasira in Echtzeit vom Krieg in Irak berichten. Für das Gros der anderen Journalisten in Bagdad sind die Bilder zur unschätzbaren Quelle geworden.
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