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Proteste gegen NPD-Kundgebung

■ 150 NPD-Anhänger und 2.500 Gegendemonstranten in Hannover. Nach Steinwürfen nimmt die Polizei Autonome vorübergehend fest

Hannover (taz) – Gut 2.500 linke Demonstranten haben am Sonnabend in Hannover gegen einen Nazi-Aufmarsch und die braunen Umtriebe der NPD protestiert. Sie folgten einem Aufruf von Gewerkschaften, Grünen und antifaschistischen Gruppen. Anlaß war eine von der rechten Partei angemeldete Kundgebung gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“, die bis zum Wochenende im Rathaus von Hannover zu sehen war.

Die Rechtsextremisten hatten zunächst eine Demonstration mit 3.000 Teilnehmern aus ganz Deutschland unter dem Motto „Schützt unsere Väter – Stoppt die Verräter“ angekündigt. Am Samstag fanden dann nur 150 NPD-Anhänger den Weg nach Hannover und zogen von drei Polizeiketten eingeschlossen an den Rand der Innenstadt und nach einer von lautstarken Protesten begleiteten Kundgebung wieder zurück. Die Polizei setzte am Samstag über 2.500 Beamte ein, um die Neonazis und einige 100 linksautonome Demonstranten auseinanderzuhalten.

Nachdem bereits gegen Mittag Eier, Flaschen und Steine auf die NPD-Demonstration geworfen worden waren, zeigte sich die Polizei entschlossen. Die Beamten nahmen immer wieder kleine Gruppen von Anti-NPD-Demonstranten in Gewahrsam oder fest. Auf dem Rückmarsch der NPD- Demo kam es dann zu weiteren kleinen Auseinandersetzungen. Nach Angaben der Polizei wurden insgesamt 30 linke Demonstranten fest- und weitere 168 in Gewahrsam genommen. Am Sonntag waren alle wieder auf freiem Fuß. Elf Demonstranten und drei Polizisten wurden leicht verletzt. Durch die Steinwürfe wurden die Scheiben einiger Autos und einer Straßenbahn beschädigt.

Auf einer Kundgebung der Anti-NPD-Demonstranten, an der auch Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg teilnahm, bedauerte die DGB-Kreisvorsitzende Helga Christensen, daß das Verwaltungsgericht Hannover das Verbot der NPD-Veranstaltung aufgehoben hatte. Die NPD könne sich nicht auf die Meinungsfreiheit berufen, da sie dieses Grundrecht massiv bekämpfe, sagte die Gewerkschafterin.

Der Polizeipräsident hatte die NPD-Demonstration am vergangenen Dienstag zunächst verboten. Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, das Demonstrationsverbot aufzuheben, war am vergangenen Freitag vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg bestätigt worden. Jürgen Voges

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