: Absprache für ein Mahnmal
■ In Berlin trafen sich Bundestagsabgeordnete aller Parteien mit CDU-Kultursenator Peter Radunski. Die Runde verabredete eine Strategie, um das Holocaust-Mahnmal durchzusetzen
Berlin (taz) – Die Befürworter des Holocaust-Mahnmals haben sich zu einer konzertierten Aktion gegen den Bundeskulturbeauftragten Michael Naumann verabredet. Zwölf der in der Mahnmal- Frage mitentscheidenden Personen setzten sich am Freitag abend in Berlin zusammen, um ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen. Sie wollen, daß das Denkmal in der Mitte der Hauptstadt doch noch realisiert wird. Neben der Vorsitzenden des Fördervereins für das Mahnmal, Lea Rosh, und den Beauftragten der im Bundestag vertretenen Parteien, wie zum Beispiel Volker Beck (Grüne), Petra Pau und Heinrich Fink (PDS), nahmen an dem Treffen auch der Architekt des bislang bevorzugten Mahnmal-Entwurfs, Peter Eisenman, und Berlins Kultursenator Peter Radunski (CDU) teil. Für SPD und FDP hatten am Vortag bereits Elke Leonhard und Ina Albowitz ihre Zusage zur gemeinsamen Linie gegeben. „Wir haben ausgelotet, wie man angesichts der aktuellen Diskussionen überhaupt noch zu einer ernsthaften Entscheidung über das Mahnmal kommen könnte“, berichtete ein Teilnehmer des nicht öffentlichen Treffens. Auf Grundlage des gemeinsamen Ziels habe man dann eine Art Stufenplan verabredet: Vor jeglicher weiterer Diskussion solle die Entscheidung stehen, ob das Mahnmal überhaupt gebaut wird; die Entscheidung fällt der Bundestag. Dann müsse – bei erhoffter positiver Entscheidung – der Wettbewerb (neben Eisenmans Entwurf waren noch drei weitere Modelle in der engeren Auswahl) zu Ende geführt werden. Naumanns Vorschlag, einen Park, ein Mahnmal und ein Museum auf einer verkleinerten Fläche zu kombinieren, spielt in den Vorstellungen des Kreises keine Rolle. Zunächst aber ist es jetzt an den Parteienvertretern, ihre Parteien für ein solches Vorgehen zu gewinnen. Besonders Radunski als Vertreter des Berliner Senats hat eine schwere Aufgabe. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) lehnt sowohl den Eisenman-Entwurf als auch das Mahnmal ab. Beim Koalitionspartner SPD hingegen steht man zum Mahnmal wie zum Eisenman- Entwurf. Radunski will jetzt Berlins Senat zumindest auf eine Linie verpflichten. Bislang war Berlin als Auslober der Mahnmal-Wettbewerbe neben der Bundesregierung und dem Förderkreis einer der Entscheider. Inzwischen hat die Bundesregierung die Entscheidung dem Bundestag übergeben. Doch gegen Berlin wird ein Mahnmal schwer zu realisieren sein. Architekt Eisenman traf am Wochenende auch mit Naumann zusammen. Über den Inhalt wurde Vertraulichkeit vereinbart.
Barbara Junge Kultur Seite 17
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen