piwik no script img

Auf zum Umwelt-Check

■ „Bremer Haushalte im Umwelt-Check“ heißt ein neues Modellprojekt / Mieter sollen dabei ermutigt werden, nicht nur über Energiesparen zu reden, sondern es auch zu tun

Sie wissen alles über Stopps in der Klospülung, Mülltrennung und CarSharing – sie kommen nur nicht dazu, Ressourcenschutz auch im eigenen Haushalt zu praktizieren? Die ÖkoStadt Bremen, Initiator des Bremer CarSharings, will nächstes Jahr Haushalte beraten und tatkräftig am Wasserhahn werkeln, bis die Energiebilanz stimmt. In der ersten Phase des Modellprojekts werden 30 Haushalte betreut. Wir sprachen mit Hinnerk Brockmann von der ÖkoStadt, was genau von dem Projekt „Bremer Haushalte im Umwelt-Check“ zu erwarten ist.

taz: Im nächsten Jahr wollen Sie 30 Bremer Haushalte in ihrem Umweltverhalten beraten. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Hinnerk Brockmann, ÖkoStadt Bremen e.V.: Bremer Haushalte sollen nicht nur beraten werden, sie sollen ihr Verhalten in bestimmten Bereichen auch ändern: Beim Wasser- und Energieverbrauch, beim Abfall und Verkehr. Die Haushalte sollen sich bewußt machen, wie und wo im konkreten Fall Ressourcen besser genutzt werden können. Im nächsten Jahr wollen wir mit 30 Bremer Haushalten einen Testlauf machen, wobei es letztendlich darum geht, dies zu institutionalisieren. Unsere Vision ist, daß jeder Bremer Haushalt gut darüber informiert ist, wie man Ressourcen besser nutzen und das auch umsetzen kann.

Wieviel Energie kann denn mit einer solchen Beratung durch die Ökostadt eingespart werden?

Das hängt davon ab, wie das Wissen um Einsparmöglichkeiten umgesetzt wird. Ein Thermostat ist die erste Voraussetzung dafür, daß man die Heizung richtig regulieren kann.

Daß der Thermostat richtig bedient wird, ist die zweite Voraussetzung. Wie sich die Menschen dann verhalten, darauf kommt es an.

Das Wissen um diese Einsparmöglichkeiten ist ja nicht gerade neu. Warum braucht man die Beratung denn?

Wir erfinden das Rad sicherlich nicht neu. Wir versuchen klarzumachen, wie man sich mit dem bereits erfundenen Rad vielseitiger bewegen kann. Viele wissen sicher eine Menge darüber, wie man Wasser oder Energie einsparen kann. Daß sie das auch umsetzen, das passiert aber vielleicht erst, wenn sie einen Wettbewerbskick bekommen, weil der Nachbar das tatsächlich durchführt.

Rechtfertigt der Aufwand denn die Mittel?

Ich will jetzt nicht den Elchtest beschwören. Unser Ziel ist es, das System marktgängig zu machen. Letztlich soll durch die eingesparten Kosten der Beratungsaufwand bezahlt werden. Daß das im Vorlauf etwas aufwendiger ist, ist ganz klar: Da wird etwas ausprobiert, es gibt Umwege, vielleicht funktioniert etwas nicht so gut.

Die Haushalte sollen mittelfristig eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, die auch etwas kosten wird?

Das muß man sehen, das ist noch nicht ganz ausgekocht. Wir kooperieren ja nicht nur mit privaten Haushalten, sondern auch mit den Stadtwerken, der Umweltberatung oder der Verbraucherzentrale. Diese Institutionen bekunden großes Interesse, weil sie sich selbst etwas davon versprechen. Außerdem wollen wir Menschen erreichen, die nicht das klassische Beratungsklientel sind. Die ersten dreißig Haushalte sollen Mieter einer Wohnungsbaugesellschaft sein. Denn wenn der Nachbar mitmacht, stehen die Chancen für die Nachhaltigkeit der Maßnahme viel besser, weil die Mieter sich gegenseitig motivieren.

Haben Sie die ersten Bremer Haushalte bereits ausgeguckt?

Nein. Anfang des nächsten Jahres werden wir uns mit einer Wohnungsbaugesellschaft zusammensetzen. Die Mieter sollen dann auf freiwilliger Basis gewonnen werden. Ab Mitte des Jahres stellen wir den Mietern ein ausgearbeitetes Programm vor. Teamer werden dann die Mieter bei den Aktionen unterstützen. Nach einem halben Jahr soll dann eine Evaluation erfolgen.

Was haben Sie denn davon?

Unser Verein setzt sich für ökologische Stadtgestaltung ein. Das Ziel ist, daß ökologische Modell-Vorschläge, die zuerst jenseits von praktikabel erscheinen mögen, sich durchsetzen. Wir als ÖkoStadt e.V. haben ja das CarSharing eingeführt, das inzwischen ein kommerzielles Projekt geworden ist. Verdient haben wir allerdings nicht daran.

Was kostet das Projekt?

Das Volumen liegt bei ungefähr 150.000 Mark. Davon werden vier Berater, ein Projektleiter und ein Koordinator für die zahlreichen Partner bezahlt. Bei einem Teil des Geldes unterstützt die Umweltsenatorin unser ,Anliegen, weitere Geldquellen müssen noch gefunden werden.

Fragen: Christoph Dowe/

Foto: Archiv

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen